Hallo PB – Community,
Nachdem ich schon einige FanFiction in diesem Forum gelesen habe, will ich mich auch mal daran versuchen.
Die Geschichte handelt in der Welt von One Piece, beginnt ungefähr zum Zeitpunkt des großen Ereignisses und spielt sich hauptsächlich zur Zeit des Zeitsprunges ab. Sollte jemand mit dem Gedanken spielen, einen Blick auf meine FanFiction zu werfen, könnt ihr euch in dem nachfolgenden Spoilerfeld einen kurzen Überblick über das verschaffen, was euch erwarten wird.
Kurzzusammenfassung
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Über Kommentare und Kritik freue ich mich immer riesig. Scheut euch also bitte nicht, ein paar Zeilen zu schreiben, wenn euch meine Arbeit gefällt oder eben nicht (Keine Angst, ich kann Kritik vertragen :D ).
Viel Spaß bei meiner FanFiction „Wünsch dir was!“.
Nachdem ich schon einige FanFiction in diesem Forum gelesen habe, will ich mich auch mal daran versuchen.
Die Geschichte handelt in der Welt von One Piece, beginnt ungefähr zum Zeitpunkt des großen Ereignisses und spielt sich hauptsächlich zur Zeit des Zeitsprunges ab. Sollte jemand mit dem Gedanken spielen, einen Blick auf meine FanFiction zu werfen, könnt ihr euch in dem nachfolgenden Spoilerfeld einen kurzen Überblick über das verschaffen, was euch erwarten wird.
Kurzzusammenfassung
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Ein Gegenstand. Eine Person. Einen innigen Wunsch. Mit der richtigen Motivation kann jeder über seine Grenzen hinausgehen.
Sly Mortou, ein einfacher Dieb aus dem South Blue, musste die schmerzliche Erfahrung machen, dass Motivation auch aus Schmerz geboren werden kann. Nicht viel war ihm im Leben geblieben und nun sah er sich dem Verlust des Einzigen gegenüber, das ihm wirklich etwas bedeutete. Allein einen schmerzlichen Hinweis hatte man ihm hinterlassen.
Getrieben von dem unbändigen Wunsch, das Verlorene wiederzuholen, beginnt er eine Suche, auf der er auf Menschen trifft, die sein Schicksal teilen, und muss bald feststellen, dass sie alle in etwas hineingezogen wurden, das ihren Lebensweg fortan für immer verändern wird.
Sly Mortou, ein einfacher Dieb aus dem South Blue, musste die schmerzliche Erfahrung machen, dass Motivation auch aus Schmerz geboren werden kann. Nicht viel war ihm im Leben geblieben und nun sah er sich dem Verlust des Einzigen gegenüber, das ihm wirklich etwas bedeutete. Allein einen schmerzlichen Hinweis hatte man ihm hinterlassen.
Getrieben von dem unbändigen Wunsch, das Verlorene wiederzuholen, beginnt er eine Suche, auf der er auf Menschen trifft, die sein Schicksal teilen, und muss bald feststellen, dass sie alle in etwas hineingezogen wurden, das ihren Lebensweg fortan für immer verändern wird.
Über Kommentare und Kritik freue ich mich immer riesig. Scheut euch also bitte nicht, ein paar Zeilen zu schreiben, wenn euch meine Arbeit gefällt oder eben nicht (Keine Angst, ich kann Kritik vertragen :D ).
Viel Spaß bei meiner FanFiction „Wünsch dir was!“.
Prolog
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Kapitel 1: Informationsbeschaffung
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Kapitel 2: Seltsame Nummern
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Kapitel 3: So macht das ein Meisterdieb
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Kapitel 4: Ungebetener Besuch
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Kapitel 5: Die wahre Geschichte
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Kapitel 6: Ich nenne sie Vektoren
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Kapitel 7: Durch das Schicksal verbunden
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Kapitel 8: Aufbruch
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Kapitel 9: Seltsame Entwicklungen
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[Wir verlassen an dieser Stelle Sly und seine Freunde um einen Blick auf Ereignisse zu werfen, die sich einige Wochen vor deren Ankunft auf der Insel Corel, an völlig anderen Orten der Welt zutrugen.]
[Im Marine Hauptquartier]
Großadmiral Sengoku brütete gerade über den morgendlichen Lagemeldungen aus aller Welt. In letzter Zeit hatten sich die Ereignisse überschlagen und es gab berechtigten Grund zur Annahme, dass ihnen ein Krieg mit einem der vier Kaiser, Whitebeard, unmittelbar bevorstand. Vor einer Woche hatte die Marine offiziell bekannt machen lassen, dass Feuerfaust Ace in Namen der Gerechtigkeit exekutiert werden sollte. Seit diesem Zeitpunkt hatte er nur wenig Zeit für seine normalen Pflichten gefunden.
Doch im Moment galten seine Sorgen ausnahmsweise nicht dem bevorstehenden Krieg, sondern der Meldung über die neuesten Kopfgelder. Dem Großadmiral war zum wiederholten Male ein Detail aufgefallen, dem er nun nachgehen wollte. Nur um auf Nummer sicher zu gehen.
Er ließ einen Verbindungsoffizier zu sich kommen. Es dauert nicht lang und der Soldat stand salutierend vor ihm.
„Wo befindet sich Brandnew im Moment?“, wollte er von dem Mann wissen. Der Soldat überlegt kurz, bevor er antwortete.
„Nach meinen Informationen müsste er sich auf den Weg hierher, nach Marineford befinden um im bevorstehenden Krieg zu kämpfen, Sir.“
Sengoku lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verfütterte die Meldung über die Entwicklung der Kopfgelder an seine Ziege. Er fragte sich, warum Brandnew gerade zu solch einem Zeitpunkt das Hauptquartier verlassen hatte.
„Gibt es eine Möglichkeit, ihn zu kontaktieren?“
„Natürlich Sir. Einen Moment bitte“, gab der Soldat zur Antwort.
Er verschwand für einen Moment und kehrte bald darauf mit einem Stück Papier zurück. Er übergab dem Großadmiral die Nummer der Teleschnecke, unter der Brandnew aktuell zu erreichen war. Danach salutierte er und verließ auf Weisung Sengokus den Raum.
Es dauerte nicht lang und Brandnew meldete sich an seiner Teleschnecke.
„Großadmiral Sengoku. Womit kann ich dienen, Sir?“
Dem Buddha war nicht nach belanglosem Geplänkel zumute. Deshalb kam er direkt zur Sache.
„Es geht um die Entwicklung der Kopfgelder, Brandnew. Mir ist da eine Unregelmäßigkeit aufgefallen.“
„Eine Unregelmäßigkeit, Sir?“, fragte Brandnew, der seine Aufgabe immer mit viel Sorgfalt erledigte, erstaunt.
„Ja, eine Unregelmäßigkeit“, gab Sengoku ein wenig verärgert über die Gegenfrage zurück.
„In letzter Zeit werden ungewöhnlich viele Kopfgelder in gleicher Höhe vergeben. Mir liegen Berichte aus allen vier Blues sowie der Grand Line vor, laut deren überall Kopfgelder in Höhe von 10 Millionen Berry auf bisher unbekannte Personen ausgestellt wurden. Was hat es damit auf sich?“
Eine Zeit lang war vom anderen Ende der Leitung nichts zu hören, bis sich Brandnew wieder zu Wort meldete.
„Ich fürchte, dass ich Ihnen darüber keine Auskunft geben kann. Wie sie sicher noch wissen, habe ich meine Aufgabe für die Zeit meines Einsatzes im Marinehauptquartier abgegeben. Folglich bin ich im Moment nicht darüber im Bilde, auf welche Verbrecher Kopfgelder ausgestellt werden.“
Diese Aussage gefiel dem Großadmiral gar nicht.
„An wen wurde das Kommando für die Kopfgeldbefundabteilung übergeben?“, wollte er nach einigem Grübeln wissen.
„An Kapitän Shin Maguro, Sir. Ein fähiger Mann, der der Marine mit vollem Herzen ergeben ist. Er ging mir bisher bei vielen kleineren Verbrechern zur Hand. Ich nehme an, es liegt an seiner mangelnden Erfahrung, dass er immer wieder das gleiche Kopfgeld vergeben hat.“
Wieder herrschte einen Moment lang Ruhe. Brandnew wartete seelenruhig darauf, dass sein Vorgesetzter wieder das Wort ergriff.
„Ist dieser Mann vertrauenswürdig?“
„Natürlich, Sir. Ich habe ihn selbst für diesen Posten ausgewählt. Um sicher zu gehen, dass er all seine Aufgaben pflichtbewusst wahrnimmt, habe ich mich auf den weg zu ihm gemacht. Ich befinde mich im Moment auf dem Rückweg“
„Na gut. Sehen sie zu, dass sie bald wieder hier sind. Das wäre alles Brandnew. Auf Bald.“
„Sir!“
Der Großadmiral ließ sich Brandnews Worte noch einmal durch den Kopf gehen, während er zum Fenster ging und nach draußen blickte. Überall waren die Vorbereitungen für den Krieg mit Whitebeard in vollem Gange.
„Shin Maguro also. Ich sollte diese Sache im Auge behalten“, sagte er zu sich selbst.
Kapitel 10: Du darfst sie nicht ansehen
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Kapitel 11: Clays erster Tag
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Wie lang er da am Hafen gelegen hatte, konnte der junge Mann beim besten Willen nicht sagen. Man hatte ihn schon das ein oder andere Mal beim Stehlen erwischt. Und in diesen Zeiten war es nicht unüblich, dass man einen Kleinkriminellen nicht an die Marine übergab. Stattdessen nahmen die Menschen in solchen Fällen das Gesetz in ihre eigenen Hände.
Doch so etwas hatte er noch nie durchstehen müssen. Denn selbst in solchen Zeiten würde kein normaler Bürger einen Dieb so behandeln, wie es die Piraten mit ihm getan hatten. Er hatte zahlreiche Prellungen, Blutergüsse, Schnittwunden und Knochenbrüche davongetragen. Das Atmen fiel ihm schwer und er hatte Schwierigkeiten sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Am liebsten wäre er einfach dort am Hafen in dem Haufen von Fischabfällen liegen geblieben, in dem ihn die Piraten abgelegt hatten, doch er konnte nicht. Es war die Sorge, die ihn antrieb. Die Sorge um den einzigen Menschen, der ihm in seinem Leben geblieben war und den er unbedingt beschützen musste.
Unter höllischen Schmerzen schleppte er sich durch die engen Gassen der Hafenstadt. Sein Ziel war das verlassene Wohnhaus mit den eingeworfenen Fensterscheiben und dem undichten Dach, in dem sie Unterschlupf für die Nacht gesucht hatten.
Als er die Bruchbude betrat, stieg ihm sofort ein stechender Gestank aus verwesenden Tieren, den Exkrementen ihrer lebenden Verwandten, menschlichem Erbrochenem und Urin in die Nase. Für einen Moment musste er stehen bleiben und mit dem Brechreiz kämpfen, bevor er sich zwang weiterzugehen. Sie hatten ihr Lager in der oberen Etage aufgeschlagen. Er machte sich unendlich viele Vorwürfe, während er sich die Treppe der Bruchbude nach Oben quälte.
Hätte er dieses Ding doch nie gestohlen!
Hätte er es doch mitgenommen, statt zu versuchen den Lockvogel zu spielen!
Hätten sie es ihnen doch einfach überlassen und wären geflüchtet!
Als er schließlich die unendlich lang wirkende Treppe hinter sich gebracht hatte, ging er in ihren Lagerraum. Zwar klaffte hier ein großes Loch in der Decke, aber immerhin stank es nicht ganz so übel wie im Rest des Hauses, und in einer Ecke fand man sogar einigermaßen Schutz vor Regen.
Sly hoffte inständig seinen Bruder hier vorzufinden, doch er war nicht zu sehen. In der Hoffnung, dass er seine Anweisung missachtet und sich aus dem Staub gemacht hatte, sah sich Sly noch ein wenig in dem Raum um.
Alles war verwüstet. Das Wenige, das sie besaßen, war völlig zerstört worden. Die Piraten waren hier gewesen und hatten danach gesucht, das war ihm klar.
Doch was er als nächstes entdeckte, ließ ihm den Atem stocken. In der Ecke, in der sie ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten, lag die verdammte Frucht, wegen der alles erst soweit gekommen war.
Er ging auf die bläulich schimmernde Frucht zu, und verfluchte sie für all das Unheil, das sie mit sich gebracht hatte. Er ließ seinen Blick über die kläglichen Überreste seines gesamten Besitzes schweifen, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte. In all dem Chaos stach ihm etwas Weißes ins Auge. Dort lag ein Zettel.
Er nahm ihn auf und las die, eindeutig für ihn bestimmte, Nachricht:
„Herzlich willkommen beim Schatzrennen. Wir akzeptieren deinen Bruder als Startgeld, Nummer 42!“
Doch so etwas hatte er noch nie durchstehen müssen. Denn selbst in solchen Zeiten würde kein normaler Bürger einen Dieb so behandeln, wie es die Piraten mit ihm getan hatten. Er hatte zahlreiche Prellungen, Blutergüsse, Schnittwunden und Knochenbrüche davongetragen. Das Atmen fiel ihm schwer und er hatte Schwierigkeiten sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Am liebsten wäre er einfach dort am Hafen in dem Haufen von Fischabfällen liegen geblieben, in dem ihn die Piraten abgelegt hatten, doch er konnte nicht. Es war die Sorge, die ihn antrieb. Die Sorge um den einzigen Menschen, der ihm in seinem Leben geblieben war und den er unbedingt beschützen musste.
Unter höllischen Schmerzen schleppte er sich durch die engen Gassen der Hafenstadt. Sein Ziel war das verlassene Wohnhaus mit den eingeworfenen Fensterscheiben und dem undichten Dach, in dem sie Unterschlupf für die Nacht gesucht hatten.
Als er die Bruchbude betrat, stieg ihm sofort ein stechender Gestank aus verwesenden Tieren, den Exkrementen ihrer lebenden Verwandten, menschlichem Erbrochenem und Urin in die Nase. Für einen Moment musste er stehen bleiben und mit dem Brechreiz kämpfen, bevor er sich zwang weiterzugehen. Sie hatten ihr Lager in der oberen Etage aufgeschlagen. Er machte sich unendlich viele Vorwürfe, während er sich die Treppe der Bruchbude nach Oben quälte.
Hätte er dieses Ding doch nie gestohlen!
Hätte er es doch mitgenommen, statt zu versuchen den Lockvogel zu spielen!
Hätten sie es ihnen doch einfach überlassen und wären geflüchtet!
Als er schließlich die unendlich lang wirkende Treppe hinter sich gebracht hatte, ging er in ihren Lagerraum. Zwar klaffte hier ein großes Loch in der Decke, aber immerhin stank es nicht ganz so übel wie im Rest des Hauses, und in einer Ecke fand man sogar einigermaßen Schutz vor Regen.
Sly hoffte inständig seinen Bruder hier vorzufinden, doch er war nicht zu sehen. In der Hoffnung, dass er seine Anweisung missachtet und sich aus dem Staub gemacht hatte, sah sich Sly noch ein wenig in dem Raum um.
Alles war verwüstet. Das Wenige, das sie besaßen, war völlig zerstört worden. Die Piraten waren hier gewesen und hatten danach gesucht, das war ihm klar.
Doch was er als nächstes entdeckte, ließ ihm den Atem stocken. In der Ecke, in der sie ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten, lag die verdammte Frucht, wegen der alles erst soweit gekommen war.
Er ging auf die bläulich schimmernde Frucht zu, und verfluchte sie für all das Unheil, das sie mit sich gebracht hatte. Er ließ seinen Blick über die kläglichen Überreste seines gesamten Besitzes schweifen, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte. In all dem Chaos stach ihm etwas Weißes ins Auge. Dort lag ein Zettel.
Er nahm ihn auf und las die, eindeutig für ihn bestimmte, Nachricht:
„Herzlich willkommen beim Schatzrennen. Wir akzeptieren deinen Bruder als Startgeld, Nummer 42!“
Kapitel 1: Informationsbeschaffung
Eine dreckige kleine Stadt auf einer dreckigen kleinen Insel. Die Insel Corel war wirklich das erbärmlichste Stück Dreck, das ihm im gesamten South Blue jemals untergekommen war.
Als reichte es nicht, dass sich die Bewohner dieses dünn besiedelten Ländchens permanent in sämtliche Berge fraßen, um die dortigen Kohlen ans Tageslicht zu holen, war dieser elende, schwarze Kohlestaub einfach überall. Die Straßen, die Häuser und sogar die Menschen hier waren ständig mit einer Schicht davon bedeckt. Dafür war die Kohle von hervorragender Qualität. Sie war der einzige Grund, warum überhaupt jemand in diesem vertrockneten Ödland eine Stadt errichten, und darin leben sollte.
Die Weltregierung kümmerte sich nur wenig um diesen Teil der Welt. Um genau zu sein, kümmerte sich niemand wirklich darum, was hier vor sich ging. Nicht einmal Piraten sahen einen Grund dafür, diese Insel zu überfallen. Schließlich gab es hier nichts zu holen. Ab und an landete zwar ein Schiff der Seeräuber im Hafen von Nordcorel, der größeren von zwei Städten auf der Insel, doch machten sie fast nie Ärger.
Die Einwohner von Südcorel, der kleineren Stadt weiter im Inneren der Insel, sahen nur selten einen Fremden, und erst recht keine Piraten. Die Stadt war bekannt für die harten Sitten und die raue Art, mit der Störenfriede behandelt wurden. Man blieb hier lieber unter sich.
Umso mehr wunderte man sich, als eines Morgens ein neugieriger, junger Mann in der Stadt auftauchte. Man kannte sich untereinander auf der Insel, und deshalb wusste man auch, dass dieser nicht aus Nordcorel stammen konnte.
Dementsprechend distanziert gingen die Einwohner des Städtchens mit ihm um. Der Fremde suchte immer wieder das Gespräch mit den Einheimischen und stellte viele Fragen. Zu viele Fragen für deren Geschmack.
So wie jeder Fremde, war auch der Mann den Menschen in Südcorel nicht geheuer, doch niemand sah ihn als eine Bedrohung an. Würde er Ärger machen, so würden sich die Männer des Ortes schon um ihn kümmern.
Der Mann ging, seinen Gedanken nachhängend, über die Hauptstrasse des Ortes. Er war etwa 1.80 Meter groß, hatte graue Augen sowie kurz geschorene, dunkelblonde Haare. Eigentlich hatte er diesen gottverlassenen Ort mit der Absicht aufgesucht, ein paar Informationen über jene mysteriöse Narben auf seinem Arm zu erhalten. Doch keiner hatte großes Interesse daran gehabt, sich mit ihm zu unterhalten.
Am Ende dieses Tages musste er resignierend einsehen, dass es ihm wohl nicht gelingen würde, an einem Ort wie hier irgendwelche Informationen zu erhalten.
Selbst wenn die Leute hier irgendetwas Nützliches zu erzählen hätten, würde es ihm unter normalen Umständen nicht gelingen, sie zum Sprechen zu bewegen.
Doch noch hatte er eine Hoffnung: Den Alkohol. Schon oft war es ihm gelungen, Menschen mit Hilfe von etwas hochprozentiger Überredungskunst aus der Reserve zu locken.
Einen Moment lang überlegte er, ob es sich überhaupt lohnen würde einen Versuch zu starten. Schließlich war er knapp bei Kasse und solch ein Umtrunk verschlang einige Berry. Doch seine Intuition sagte ihm, dass es hier irgendetwas zu holen gab.
Er würde es versuchen.
So steuerte der Fremde die einzige Kneipe des Ortes an, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Vor der Tür blieb er noch einmal stehen und sah zu beiden Seiten die Straße hinab. Die, hinter den Kohlebergen versinkende, Sonne tauchte dieses trostlose Stück Land in ein warmes Rot. Irgendetwas an diesem Ort bereitete ihm Unbehagen, obwohl er nicht sagen konnte woran es genau lag.
Er schob den Gedanken beiseite und betrat die Kneipe. Das Innere war nur spärlich von einigen Petroleumlampen erleuchtet, und auch hier hing der allgegenwärtige Kohlestaub in der Luft. Die anwesenden Männer, dem Aussehen nach wahrscheinlich alle Bergarbeiter, musterten ihn abschätzig.
Er konnte förmlich spüren was ihnen durch den Kopf ging: Verschwinde, Fremdling!
Nichtsdestotrotz schloss er die Tür hinter sich, wünschte allen Anwesenden einen schönen guten Abend, und suchte sich einen Platz direkt an der Bar. Auch jetzt noch spürte er die Blicke der Männer auf sich, die ih förmlich durchbohrten.
Der Wirt, ein gebückt gehender alter Mann mit Halbglatze, fragte den Fremden nach seinem Wunsch.
„Ich hätte gerne ein Bier“, antwortete der mit einem Grinsen im Gesicht.
„Nur Stollenfeuer!“, gab der Alte ruppig zurück.
Der Fremde zog die Augenbrauen nach Oben.
„Wie, ‚Nur Stollenfeuer’?“, erkundigte er sich verwirt.
Der Wirt drehte sich auf die Frage hin um, und goss den Inhalt einer Flasche, die er aus dem Regal hinter der Bar genommen hatte, in einen tönernen Becher.
„Es gibt hier nur Stollenfeuerrum“, sagte er, und stellte den Becher vor den Fremden auf den Tresen.
Dieser zuckte mit den Schultern und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Becher. Der Rum war stark.
Sehr stark.
Zu stark für den Fremden, als dass er sich hätte erlauben können, so viel auf einmal davon zu trinken. Er verschluckte sich an dem Getränk und musste heftig husten.
Augenblicklich brachen die Männer in lautes Gelächter aus.
Dem Fremden passte es gar nicht, dass man ihn auslachte. Doch er ließ die Männer für den Moment gewähren. Im Grunde kam ihm dieses unfreiwillige Missgeschick ganz Recht. Damit war das Eis schon mal gebrochen. Daran konnte er anknüpfen.
Als sie sich endlich wieder einigermaßen beruhigt hatten, meldete er sich wieder zu Wort.
„Hey Wirt!“, rief er dem alten Mann zu, der gerade damit beschäftigt war einigen Gästen aus derselben Flasche einzuschenken.
„Ich habe ein ernstes Problem mit dem was du eben abgezogen hast.“
Die ausgelassene Stimmung schwang sofort um. Alle starrten auf den Fremden, der sich auf seinem Barhocker gedreht hatte. Sie waren darauf vorbereitet, den Fremden im Notfall in die Mangel zu nehmen, sollte dieser irgendetwas Komisches planen.
Doch zur Überraschung aller, begann dieser zu lachen.
„Du solltest die Flasche mit der Flüssigkeit, mit der du deine Lampen befeuerst, nicht neben den Schnapsflaschen aufbewahren! Das ist echt gefährlich, weißt du?“, lachte er.
Die Männer sahen ihn einen Moment mit einer Mischung aus Überraschung und Ungläubigkeit an, bis einer schließlich in das Lachen einstimmte.
„Da hat der Junge nicht ganz Unrecht, Julius!“, rief er dem Wirt zu.
Daraufhin begannen auch die Anderen herzhaft zu lachen.
„Der Junge hat Humor!“, rief ein Anderer.
Die Männer lachten und scherzten eine Zeit lang. Er blieb so lang ruhig sitzen und wartete ab, wie sich die Situation nun weiter entwickeln würde.
„Komm setzt dich zu uns!“, rief schließlich einer der Männer zu ihm hinüber.
Darauf hatte er gewartet. Alles hatte so funktioniert, wie er es sich ausgemalt hatte. Zufrieden mit sich selbst, nahm er das Angebot an und suchte sich einen freien Platz am Tisch der Bergleute.
Als reichte es nicht, dass sich die Bewohner dieses dünn besiedelten Ländchens permanent in sämtliche Berge fraßen, um die dortigen Kohlen ans Tageslicht zu holen, war dieser elende, schwarze Kohlestaub einfach überall. Die Straßen, die Häuser und sogar die Menschen hier waren ständig mit einer Schicht davon bedeckt. Dafür war die Kohle von hervorragender Qualität. Sie war der einzige Grund, warum überhaupt jemand in diesem vertrockneten Ödland eine Stadt errichten, und darin leben sollte.
Die Weltregierung kümmerte sich nur wenig um diesen Teil der Welt. Um genau zu sein, kümmerte sich niemand wirklich darum, was hier vor sich ging. Nicht einmal Piraten sahen einen Grund dafür, diese Insel zu überfallen. Schließlich gab es hier nichts zu holen. Ab und an landete zwar ein Schiff der Seeräuber im Hafen von Nordcorel, der größeren von zwei Städten auf der Insel, doch machten sie fast nie Ärger.
Die Einwohner von Südcorel, der kleineren Stadt weiter im Inneren der Insel, sahen nur selten einen Fremden, und erst recht keine Piraten. Die Stadt war bekannt für die harten Sitten und die raue Art, mit der Störenfriede behandelt wurden. Man blieb hier lieber unter sich.
Umso mehr wunderte man sich, als eines Morgens ein neugieriger, junger Mann in der Stadt auftauchte. Man kannte sich untereinander auf der Insel, und deshalb wusste man auch, dass dieser nicht aus Nordcorel stammen konnte.
Dementsprechend distanziert gingen die Einwohner des Städtchens mit ihm um. Der Fremde suchte immer wieder das Gespräch mit den Einheimischen und stellte viele Fragen. Zu viele Fragen für deren Geschmack.
So wie jeder Fremde, war auch der Mann den Menschen in Südcorel nicht geheuer, doch niemand sah ihn als eine Bedrohung an. Würde er Ärger machen, so würden sich die Männer des Ortes schon um ihn kümmern.
Der Mann ging, seinen Gedanken nachhängend, über die Hauptstrasse des Ortes. Er war etwa 1.80 Meter groß, hatte graue Augen sowie kurz geschorene, dunkelblonde Haare. Eigentlich hatte er diesen gottverlassenen Ort mit der Absicht aufgesucht, ein paar Informationen über jene mysteriöse Narben auf seinem Arm zu erhalten. Doch keiner hatte großes Interesse daran gehabt, sich mit ihm zu unterhalten.
Am Ende dieses Tages musste er resignierend einsehen, dass es ihm wohl nicht gelingen würde, an einem Ort wie hier irgendwelche Informationen zu erhalten.
Selbst wenn die Leute hier irgendetwas Nützliches zu erzählen hätten, würde es ihm unter normalen Umständen nicht gelingen, sie zum Sprechen zu bewegen.
Doch noch hatte er eine Hoffnung: Den Alkohol. Schon oft war es ihm gelungen, Menschen mit Hilfe von etwas hochprozentiger Überredungskunst aus der Reserve zu locken.
Einen Moment lang überlegte er, ob es sich überhaupt lohnen würde einen Versuch zu starten. Schließlich war er knapp bei Kasse und solch ein Umtrunk verschlang einige Berry. Doch seine Intuition sagte ihm, dass es hier irgendetwas zu holen gab.
Er würde es versuchen.
So steuerte der Fremde die einzige Kneipe des Ortes an, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Vor der Tür blieb er noch einmal stehen und sah zu beiden Seiten die Straße hinab. Die, hinter den Kohlebergen versinkende, Sonne tauchte dieses trostlose Stück Land in ein warmes Rot. Irgendetwas an diesem Ort bereitete ihm Unbehagen, obwohl er nicht sagen konnte woran es genau lag.
Er schob den Gedanken beiseite und betrat die Kneipe. Das Innere war nur spärlich von einigen Petroleumlampen erleuchtet, und auch hier hing der allgegenwärtige Kohlestaub in der Luft. Die anwesenden Männer, dem Aussehen nach wahrscheinlich alle Bergarbeiter, musterten ihn abschätzig.
Er konnte förmlich spüren was ihnen durch den Kopf ging: Verschwinde, Fremdling!
Nichtsdestotrotz schloss er die Tür hinter sich, wünschte allen Anwesenden einen schönen guten Abend, und suchte sich einen Platz direkt an der Bar. Auch jetzt noch spürte er die Blicke der Männer auf sich, die ih förmlich durchbohrten.
Der Wirt, ein gebückt gehender alter Mann mit Halbglatze, fragte den Fremden nach seinem Wunsch.
„Ich hätte gerne ein Bier“, antwortete der mit einem Grinsen im Gesicht.
„Nur Stollenfeuer!“, gab der Alte ruppig zurück.
Der Fremde zog die Augenbrauen nach Oben.
„Wie, ‚Nur Stollenfeuer’?“, erkundigte er sich verwirt.
Der Wirt drehte sich auf die Frage hin um, und goss den Inhalt einer Flasche, die er aus dem Regal hinter der Bar genommen hatte, in einen tönernen Becher.
„Es gibt hier nur Stollenfeuerrum“, sagte er, und stellte den Becher vor den Fremden auf den Tresen.
Dieser zuckte mit den Schultern und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Becher. Der Rum war stark.
Sehr stark.
Zu stark für den Fremden, als dass er sich hätte erlauben können, so viel auf einmal davon zu trinken. Er verschluckte sich an dem Getränk und musste heftig husten.
Augenblicklich brachen die Männer in lautes Gelächter aus.
Dem Fremden passte es gar nicht, dass man ihn auslachte. Doch er ließ die Männer für den Moment gewähren. Im Grunde kam ihm dieses unfreiwillige Missgeschick ganz Recht. Damit war das Eis schon mal gebrochen. Daran konnte er anknüpfen.
Als sie sich endlich wieder einigermaßen beruhigt hatten, meldete er sich wieder zu Wort.
„Hey Wirt!“, rief er dem alten Mann zu, der gerade damit beschäftigt war einigen Gästen aus derselben Flasche einzuschenken.
„Ich habe ein ernstes Problem mit dem was du eben abgezogen hast.“
Die ausgelassene Stimmung schwang sofort um. Alle starrten auf den Fremden, der sich auf seinem Barhocker gedreht hatte. Sie waren darauf vorbereitet, den Fremden im Notfall in die Mangel zu nehmen, sollte dieser irgendetwas Komisches planen.
Doch zur Überraschung aller, begann dieser zu lachen.
„Du solltest die Flasche mit der Flüssigkeit, mit der du deine Lampen befeuerst, nicht neben den Schnapsflaschen aufbewahren! Das ist echt gefährlich, weißt du?“, lachte er.
Die Männer sahen ihn einen Moment mit einer Mischung aus Überraschung und Ungläubigkeit an, bis einer schließlich in das Lachen einstimmte.
„Da hat der Junge nicht ganz Unrecht, Julius!“, rief er dem Wirt zu.
Daraufhin begannen auch die Anderen herzhaft zu lachen.
„Der Junge hat Humor!“, rief ein Anderer.
Die Männer lachten und scherzten eine Zeit lang. Er blieb so lang ruhig sitzen und wartete ab, wie sich die Situation nun weiter entwickeln würde.
„Komm setzt dich zu uns!“, rief schließlich einer der Männer zu ihm hinüber.
Darauf hatte er gewartet. Alles hatte so funktioniert, wie er es sich ausgemalt hatte. Zufrieden mit sich selbst, nahm er das Angebot an und suchte sich einen freien Platz am Tisch der Bergleute.
Kapitel 2: Seltsame Nummern
Der Fremde stellte sich den Bergleuten als Sly Mortou vor. Er gab vor, Schriftsteller zu sein und herumzureisen, um ein Buch über den South Blue schreiben zu können.
Die Männer hörten sich die Geschichte an und durchschauten sofort, dass er sie anlog. Doch das war ihnen im Grunde auch herzlich egal. Was für sie zählte, war die Tatsache, dass Sly eine Runde nach der anderen für die Männer ausgab.
Schon bald war aus der trostlosen Stille in der Kneipe ein heiteres Durcheinander verschiedener Stimmen geworden. Selbst Julius, der alte Wirt, hatte sich zu der spontanen Feier gesellt.
Es wurden allerlei Themen besprochen, wobei keines davon für Sly von wirklichem Interesse war. Die Männer sprachen meist von den vielen Kleinigkeiten, die einem Menschen auf dieser Insel tagtäglich beschäftigen konnten. Das Wetter, die Arbeit im Bergwerk, die Steuern. Alles uninteressante Themen.
Doch irgendwann sprach einer der Männer ein Thema an, dass jeden Anwesenden schon seit dem Zeitpunkt interessierte, in dem Sly die Kneipe betreten hatte. Unter den Ärmeln seines Hemdes schimmerte auf Höhe des Handgelenkes immer wieder eine seltsame Narbe hervor. Sie schien die Form einer Zahl zu haben.
Mit Narben kannten sich die Bergleute aus. Jeder von ihnen trug wenigstens eine. Doch eine Narbe in Form einer Zahl hatte keiner von ihnen jemals gesehen.
„Sag mir mal eins, Junge“, begann einer der Männer an Sly gewandt.
„Es gibt da etwas, dass ich gerne wissen möchte. Was hat es eigentlich mit dieser Narbe auf deinem Arm auf sich? Wieso hast du eine Narbe, die wie eine Zahl aussieht? Das ist doch nicht normal.“
Plötzlich war Ruhe eingetreten. Jeder wollte die Antwort auf diese Frage hören.
Sly wandte sich an den Fragesteller. Doch statt ihm in die Augen zu sehen, starrte er auf den Becher mit Stollenfeuerrum vor sich.
„Piraten“, sagte er nach einiger Zeit des Schweigens. Daraufhin zog er den rechten Ärmel seines Hemdes zurück, und enthüllte den Anwesenden seinen ganzen Arm. Zum Erstaunen aller Anwesenden besaß er nicht nur die eine Narbe. Über seinen ganzen Arm verteilt waren eine ganze Reihe von Nummern, alle fein säuberlich nebeneinander ausgerichtet.
„Piraten haben mir das hier angetan. Ich weiß nicht, ob ihr hier viel mit Piraten zu tun habt, aber sie sind ein echtes Problem. Piraten plündern, morden, rauben und brandschatzen. Auf mancher Insel verfallen die Leute schon in Panik, wenn sie am Horizont ein Piratenschiff sehen.
Und das auch völlig zu Recht, das habe ich am eigenen Leib lernen müssen.
Ich war damals zur falschen Zeit am falschen Ort. Die Hafenstadt, in der ich mich damals aufhielt, wurde angegriffen. Die Piraten machten kurzen Prozess. Es ging alles extrem schnell. Sie nahmen mich gefangen und folterten mich. Es war echt übel. Ich dachte, mein Leben hätte sein Ende erreicht.“
Sly machte eine Pause in der Erzählung, um seine Worte wirken zu lassen.
„Doch das Schlimmste, das sie mir antaten, waren die Verbrennungen. Immer wieder pressten sie ein glühendes Stück Metall auf meinen Arm. Sie nannten es 'die Brandmarkung'.
Tja, und das Ergebnis seht ihr hier“, sagte Sly, und hob seinen Arm noch einmal nach oben, sodass jeder die Narben, die durch die Verbrennungen entstanden waren, sehen konnte.
„Irgendwann hatten sie dann wohl genug von mir, und haben mich wie ein Stück Abfall auf einen stinkenden Haufen Fischabfälle am Hafen geworfen. Ich verstehe bis heut nicht warum, aber kurz darauf waren sie verschwunden. Warum sie mir diese Nummern eingebrannt haben, kann ich euch nicht sagen. Ich weiß es selbst nicht.“
Damit beendete er seine Geschichte.
Die Männer sahen ihn, zum Teil mit offenen Mündern, geschockt an. Selbst so hartgesottene Bergarbeiter benötigten ein wenig Zeit, um eine solche Geschichte zu verarbeiten.
„Das ist ja schrecklich, Junge“, durchbrach der Wirt letztlich die bedrückende Stille, die seit dem Ende von Slys Geschichte in der Kneipe herrschte, und füllte dabei noch einmal Slys Becher mit dem Stollenfeuerrum.
„Ach, kommt schon Leute. Jetzt lasst euch doch nicht die schöne Stimmung von meiner Geschichte versauen. Immerhin bin doch noch am Leben, oder?“, meinte Sly und erhob seinen Becher.
Die Anderen taten es ihm gleich.
„Auf das Leben!“, war der Trinkspruch, den einer der Bergarbeiter ausbrachte und der im Laufe des Abends immer wieder wiederholt werden sollte.
Schon bald waren sie wieder zu der ausgelassenen Stimmung zurückgekehrt, die vor Slys Erzählung geherrscht hatte. Niemand wollte weiter auf die Geschehnisse seiner Geschichte eingehen, obwohl jedem eine ganze Menge Fragen auf der Zunge brannten.
Die Rücksichtnahme der Bergarbeiter hatte Sly ein wenig überrascht. Ihnen schien es fast schon unangenehm zu sein, dass sie ihn überhaupt auf die Narben angesprochen hatten. Sly war jedoch sehr froh, dass es geschehen war. Schließlich waren es diese Nummern, die ihn erst dazu bewegt hatten in diese abgelegene Region zu reisen. Sollte es hier Informationen geben, die für ihn von Belang waren, dann waren seine Chancen diese zu erlangen nun definitiv besser geworden.
Schon während seiner Erzählung hatte er die Reaktionen aller Anwesenden genau beobachtet. Alle waren wieder mit ihren Witzen und Erzählungen aus ihrem jeweiligen Alltag beschäftigt. Nur einer nicht.
Der Mann war Sly schon vorher aufgefallen. Er war, im Gegensatz zu allen anderen, trotz des Alkohols nicht sehr redselig. Genauer gesagt hatte er am ganzen Abend kaum ein Wort gesprochen.
Dieser Mann war der Einzige, der nicht damit aufhören konnte, auf Slys Arm zu starren. Sein Verhalten erregte dessen Aufmerksamkeit. Es war ein Kerl, wie ein Schrank. Sein schwarzes Haar stand in alle Richtungen ab, wodurch er einen ziemlich ungepflegten und erschöpften Eindruck auf Sly machte. Allein der durchdringende Ausdruck seiner blauen Augen brachte Sly zu der Erkenntnis, dass es sich bei diesem Mann nicht um einen einfachen Säufer handeln musste. Dieser Mann war es wert, dass man sich ein wenig mit ihm unterhielt.
Er setzte sich neben ihn, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Schon fast provokativ hielt er ihm den Arm mit den Narben vor das Gesicht.
„Was soll der Mist?“, fragte der Mann genervt.
Sly zuckte mit den Schultern.
„Du scheinst ziemlich an den Nummern interessiert zu sein. Deshalb dachte ich, dass ich sie dir mal aus der Nähe zeige.“
Der Mann wandte sich von Sly ab. Der Mann wandte sich von Sly ab.
„Sei nicht unhöflich Clay!“, ermahnte der Wirt den Mann.
„Jeder von uns versteht, dass es dir nach der Geschichte mit Karin nicht gut geht. Aber es ist trotzdem unhöflich einen Anderen so anzustarren und ihm anschließend die kalte Schulter zu zeigen.“
Diese Ermahnung war mehr für Sly als für Clay selbst eine Überraschung. Er hätte niemals erwartet dass man in dieser Stadt solchen Wert auf gute Umgangsformen legte. Nicht nachdem er so viel Ablehnung seitens der Bewohner erfahren hatte.
Clay jedoch zeigte keinerlei Reaktion auf die Worte des Wirts. Ihm war es sichtlich unangenehm, von dem Alten so ermahnt zu werden. Deshalb sah er von Sly weg und versuchte dabei möglichst gleichgültig drein zu blicken.
Doch gerade diese gespielte Gleichgültigkeit machte Sly nur noch neugieriger. Irgendetwas stimmte mit diesem Clay nicht. Und die Art, wie er die Nummern ansah ließ in Sly den Verdacht erwachsen, dass auch er irgendwie mit dem Vorfall verknüpft war, der sein eigenes Leben so einschneidend verändert hatte.
Seine Intuition hatte ihn nur selten getäuscht.
Es galt nun wenigstens ein paar Informationen aus Clay heraus zu kitzeln. Doch dieser zeigte sich nicht sehr gesprächig. Egal wie oft Sly versuchte mit ihm ins Gespräch zu kommen, Clay ließ ihn immer links liegen.
Frustriert von seinen Misserfolgen versuchte es Sly auf einer persönlicheren Ebene.
„Was hat es eigentlich mit dieser Karin auf sich? Hat sie sich abgeschossen, oder was?“, wollte er wissen.
Die Männer hörten sich die Geschichte an und durchschauten sofort, dass er sie anlog. Doch das war ihnen im Grunde auch herzlich egal. Was für sie zählte, war die Tatsache, dass Sly eine Runde nach der anderen für die Männer ausgab.
Schon bald war aus der trostlosen Stille in der Kneipe ein heiteres Durcheinander verschiedener Stimmen geworden. Selbst Julius, der alte Wirt, hatte sich zu der spontanen Feier gesellt.
Es wurden allerlei Themen besprochen, wobei keines davon für Sly von wirklichem Interesse war. Die Männer sprachen meist von den vielen Kleinigkeiten, die einem Menschen auf dieser Insel tagtäglich beschäftigen konnten. Das Wetter, die Arbeit im Bergwerk, die Steuern. Alles uninteressante Themen.
Doch irgendwann sprach einer der Männer ein Thema an, dass jeden Anwesenden schon seit dem Zeitpunkt interessierte, in dem Sly die Kneipe betreten hatte. Unter den Ärmeln seines Hemdes schimmerte auf Höhe des Handgelenkes immer wieder eine seltsame Narbe hervor. Sie schien die Form einer Zahl zu haben.
Mit Narben kannten sich die Bergleute aus. Jeder von ihnen trug wenigstens eine. Doch eine Narbe in Form einer Zahl hatte keiner von ihnen jemals gesehen.
„Sag mir mal eins, Junge“, begann einer der Männer an Sly gewandt.
„Es gibt da etwas, dass ich gerne wissen möchte. Was hat es eigentlich mit dieser Narbe auf deinem Arm auf sich? Wieso hast du eine Narbe, die wie eine Zahl aussieht? Das ist doch nicht normal.“
Plötzlich war Ruhe eingetreten. Jeder wollte die Antwort auf diese Frage hören.
Sly wandte sich an den Fragesteller. Doch statt ihm in die Augen zu sehen, starrte er auf den Becher mit Stollenfeuerrum vor sich.
„Piraten“, sagte er nach einiger Zeit des Schweigens. Daraufhin zog er den rechten Ärmel seines Hemdes zurück, und enthüllte den Anwesenden seinen ganzen Arm. Zum Erstaunen aller Anwesenden besaß er nicht nur die eine Narbe. Über seinen ganzen Arm verteilt waren eine ganze Reihe von Nummern, alle fein säuberlich nebeneinander ausgerichtet.
„Piraten haben mir das hier angetan. Ich weiß nicht, ob ihr hier viel mit Piraten zu tun habt, aber sie sind ein echtes Problem. Piraten plündern, morden, rauben und brandschatzen. Auf mancher Insel verfallen die Leute schon in Panik, wenn sie am Horizont ein Piratenschiff sehen.
Und das auch völlig zu Recht, das habe ich am eigenen Leib lernen müssen.
Ich war damals zur falschen Zeit am falschen Ort. Die Hafenstadt, in der ich mich damals aufhielt, wurde angegriffen. Die Piraten machten kurzen Prozess. Es ging alles extrem schnell. Sie nahmen mich gefangen und folterten mich. Es war echt übel. Ich dachte, mein Leben hätte sein Ende erreicht.“
Sly machte eine Pause in der Erzählung, um seine Worte wirken zu lassen.
„Doch das Schlimmste, das sie mir antaten, waren die Verbrennungen. Immer wieder pressten sie ein glühendes Stück Metall auf meinen Arm. Sie nannten es 'die Brandmarkung'.
Tja, und das Ergebnis seht ihr hier“, sagte Sly, und hob seinen Arm noch einmal nach oben, sodass jeder die Narben, die durch die Verbrennungen entstanden waren, sehen konnte.
„Irgendwann hatten sie dann wohl genug von mir, und haben mich wie ein Stück Abfall auf einen stinkenden Haufen Fischabfälle am Hafen geworfen. Ich verstehe bis heut nicht warum, aber kurz darauf waren sie verschwunden. Warum sie mir diese Nummern eingebrannt haben, kann ich euch nicht sagen. Ich weiß es selbst nicht.“
Damit beendete er seine Geschichte.
Die Männer sahen ihn, zum Teil mit offenen Mündern, geschockt an. Selbst so hartgesottene Bergarbeiter benötigten ein wenig Zeit, um eine solche Geschichte zu verarbeiten.
„Das ist ja schrecklich, Junge“, durchbrach der Wirt letztlich die bedrückende Stille, die seit dem Ende von Slys Geschichte in der Kneipe herrschte, und füllte dabei noch einmal Slys Becher mit dem Stollenfeuerrum.
„Ach, kommt schon Leute. Jetzt lasst euch doch nicht die schöne Stimmung von meiner Geschichte versauen. Immerhin bin doch noch am Leben, oder?“, meinte Sly und erhob seinen Becher.
Die Anderen taten es ihm gleich.
„Auf das Leben!“, war der Trinkspruch, den einer der Bergarbeiter ausbrachte und der im Laufe des Abends immer wieder wiederholt werden sollte.
Schon bald waren sie wieder zu der ausgelassenen Stimmung zurückgekehrt, die vor Slys Erzählung geherrscht hatte. Niemand wollte weiter auf die Geschehnisse seiner Geschichte eingehen, obwohl jedem eine ganze Menge Fragen auf der Zunge brannten.
Die Rücksichtnahme der Bergarbeiter hatte Sly ein wenig überrascht. Ihnen schien es fast schon unangenehm zu sein, dass sie ihn überhaupt auf die Narben angesprochen hatten. Sly war jedoch sehr froh, dass es geschehen war. Schließlich waren es diese Nummern, die ihn erst dazu bewegt hatten in diese abgelegene Region zu reisen. Sollte es hier Informationen geben, die für ihn von Belang waren, dann waren seine Chancen diese zu erlangen nun definitiv besser geworden.
Schon während seiner Erzählung hatte er die Reaktionen aller Anwesenden genau beobachtet. Alle waren wieder mit ihren Witzen und Erzählungen aus ihrem jeweiligen Alltag beschäftigt. Nur einer nicht.
Der Mann war Sly schon vorher aufgefallen. Er war, im Gegensatz zu allen anderen, trotz des Alkohols nicht sehr redselig. Genauer gesagt hatte er am ganzen Abend kaum ein Wort gesprochen.
Dieser Mann war der Einzige, der nicht damit aufhören konnte, auf Slys Arm zu starren. Sein Verhalten erregte dessen Aufmerksamkeit. Es war ein Kerl, wie ein Schrank. Sein schwarzes Haar stand in alle Richtungen ab, wodurch er einen ziemlich ungepflegten und erschöpften Eindruck auf Sly machte. Allein der durchdringende Ausdruck seiner blauen Augen brachte Sly zu der Erkenntnis, dass es sich bei diesem Mann nicht um einen einfachen Säufer handeln musste. Dieser Mann war es wert, dass man sich ein wenig mit ihm unterhielt.
Er setzte sich neben ihn, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Schon fast provokativ hielt er ihm den Arm mit den Narben vor das Gesicht.
„Was soll der Mist?“, fragte der Mann genervt.
Sly zuckte mit den Schultern.
„Du scheinst ziemlich an den Nummern interessiert zu sein. Deshalb dachte ich, dass ich sie dir mal aus der Nähe zeige.“
Der Mann wandte sich von Sly ab. Der Mann wandte sich von Sly ab.
„Sei nicht unhöflich Clay!“, ermahnte der Wirt den Mann.
„Jeder von uns versteht, dass es dir nach der Geschichte mit Karin nicht gut geht. Aber es ist trotzdem unhöflich einen Anderen so anzustarren und ihm anschließend die kalte Schulter zu zeigen.“
Diese Ermahnung war mehr für Sly als für Clay selbst eine Überraschung. Er hätte niemals erwartet dass man in dieser Stadt solchen Wert auf gute Umgangsformen legte. Nicht nachdem er so viel Ablehnung seitens der Bewohner erfahren hatte.
Clay jedoch zeigte keinerlei Reaktion auf die Worte des Wirts. Ihm war es sichtlich unangenehm, von dem Alten so ermahnt zu werden. Deshalb sah er von Sly weg und versuchte dabei möglichst gleichgültig drein zu blicken.
Doch gerade diese gespielte Gleichgültigkeit machte Sly nur noch neugieriger. Irgendetwas stimmte mit diesem Clay nicht. Und die Art, wie er die Nummern ansah ließ in Sly den Verdacht erwachsen, dass auch er irgendwie mit dem Vorfall verknüpft war, der sein eigenes Leben so einschneidend verändert hatte.
Seine Intuition hatte ihn nur selten getäuscht.
Es galt nun wenigstens ein paar Informationen aus Clay heraus zu kitzeln. Doch dieser zeigte sich nicht sehr gesprächig. Egal wie oft Sly versuchte mit ihm ins Gespräch zu kommen, Clay ließ ihn immer links liegen.
Frustriert von seinen Misserfolgen versuchte es Sly auf einer persönlicheren Ebene.
„Was hat es eigentlich mit dieser Karin auf sich? Hat sie sich abgeschossen, oder was?“, wollte er wissen.
Kapitel 3: So macht das ein Meisterdieb
„Was sagst du da über Karin?“
Damit hatte Sly einen Nerv getroffen. Und auch wenn Clay jetzt sehr gereizt wirkte, sprach er nun wenigstens mit ihm.
„Ich habe vorhin deinen Namen mitbekommen. Und da du so niedergeschlagen bist, dachte ich eben, dass sie dich abserviert hat.“
Ein Blick in Clays Gesicht genügte um Sly klar zu machen, dass er eben etwas Falsches gesagt hatte. Clay kochte jetzt bereits vor Wut, und würde bei auch nur einem weiteren falschen Wort auf ihn losgehen.
Doch trotzdem bohrte er in der Hoffnung weiter, doch noch ein paar Informationen zu erhalten.
„Jetzt nimm es nicht so schwer, Alter! Schon viele Typen wurden von ihren Freundinnen abserviert. Also was soll’s!?“, sagte Sly noch, bevor er eine Faust auf sich zufliegen sah.
Der Schlag von Clay traf ihn mit voller Wucht auf die Nase, die dabei ein deutlich hörbares Knacken von sich gab. In diesem Schlag steckte eine ungeheure Kraft. Die Wucht des Schlages auf seinem Gesicht beförderte Sly von seinem Stuhl zu Boden. Für einen kurzen Augenblick wurde ihm schwarz vor Augen.
Als er sich wieder gefangen hatte, sah er Clay über sich stehen, beide Hände zu Fäusten geballt.
„Wag es nie wieder, so über sie zu sprechen, FREMDER!“, schrie Clay den am Boden liegenden an.
„Solltest du es wagen, auch nur einmal ihren Namen in den Mund zu nehmen, werde ich dir das Licht ausknipsen!“, drohte er mit zitternder Stimme.
Ein paar der Männer kamen herbei und zogen Clay von Sly weg. Sie brachte ihn aus der Kneipe um ihn zu beruhigen.
Der Wirt kam zu Sly, der immer noch am Boden lag, und hielt ihm einen dreckigen Lappen entgegen, damit dieser sein Nasenbluten stoppen konnte. Dieser war von dem schmutzigen Stück Stoff ein wenig angewidert, doch nahm das Angebot dankend an. Er stand wieder auf.
Das Stimmengewirr innerhalb der Kneipe war wieder einmal erstorben. Sly setzte sich wieder auf den Platz, auf dem er bereits gesessen hatte, bevor er mit Clay in Konflikt geraten war. Nach einiger Zeit des Schweigens kamen auch die Männer, die Clay vor der Tür beruhigt hatten, zurück in die Kneipe. Sie verkündeten, dass er sich auf den Heimweg gemacht hätte.
„Es tut mir leid, dass ihr meinetwegen so viel Ärger hattet. Ich habe mich wohl etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt“, meinte Sly in die Runde, nachdem sich die Männer wieder gesetzt hatten.
„Da hast du schon Recht, Junge. Für einen Fremden war dein Gerede zu dreist“, meinte einer der Männer, die gerade wieder herein gekommen waren.
„Aber auf der anderen Seite kann man dir nicht viele Vorwürfe machen. Schließlich bist du nicht von hier. Folglich konntest du nicht wissen, was mit Clay passiert ist“, warf der Wirt ein.
Sly tröpfelte ein wenig des Stollenfeuerrums auf die Wunden an seiner Nase, um diese zu desinfizieren. Der Schnaps brannte auf der Haut sogar noch mehr, als beim Trinken.
„Mir ist natürlich bewusst, dass es mich nichts angeht, aber könntet ihr mir erklären, warum er so ausgetickt ist?“, fragte Sly schließlich.
Keiner der Männer schien vor dem Fremden so recht über die Ereignisse sprechen zu wollen, die vor Kurzem in Clays Leben stattgefunden hatten.
Doch letztlich lenkten sie doch ein und erzählten Sly die Geschichte.
Es hatte sich vor ziemlich genau einem Monat zugetragen. Clay hatte heiraten wollen. Der Name seiner Verlobten war Karin.
Die Männer beteuerten, dass sich die Beiden über alle Maßen geliebt hatten. Ihre Liebe ging sogar soweit, dass sie den eigentlichen Tag ihrer Hochzeit um ein Jahr verschoben hatten, da Clay für seine geliebte Karin ein großes Fest ausrichten wollte. Keiner der Beiden hatte besonders viel Geld gehabt, weshalb sie innerhalb des letzten Jahres sehr viel gearbeitet hatten. Clay im Bergwerk und Karin als Schneiderin. Mancher vermutete, dass ihre Liebe darunter gelitten habe, dass sie sich nur so wenig gesehen hatten.
Doch wie der Wirt versicherte, war das Gegenteil der Fall gewesen. Er habe in seinem ganzen Leben niemals zwei Menschen gesehen, die so viel füreinander empfunden hatten, wie Clay und Karin.
Doch als dann der Tag gekommen war, an dem die Beiden vor den Altar treten wollten, geschah es. Clay hatte allen berichtet, dass Karin verschwunden sei. Man hatte nach ihr gesucht, aber nirgendwo auf der ganzen Insel war eine Spur von ihr zu finden gewesen. Es war, als wäre sie plötzlich vom Erdboden verschwunden.
Sly hatte während der ganzen Zeit, in der die Männer abwechselnd die Geschichte erzählt hatten, nicht ein Wort gesagt.
„Und das ist der Grund, warum Clay so ausgerastet ist als du über Karin gesprochen hast, Junge“, wurde die Geschichte von einem der Männer beendet.
Zwar war dieser Bericht ziemlich heftig gewesen, doch für Sly enthielten die Worte mehr Informationen, als es den Männern bewusst sein konnte.
Die Geschichte hatte zu viele Ungereimtheiten. Sly konnte und wollte nicht glauben, dass es keinerlei Verbindung zwischen den Ereignissen in Clays, und in seiner eigenen Vergangenheit geben sollte. Er war nun schon so lang unterwegs. Es war schon viel zu viel Zeit vergangen, seitdem er die letzte heiße Spur gefunden hatte. Doch endlich gab es eine Chance an Informationen zu kommen. Und der Name dieser Chance war Clay Barton. Es stand außer Frage, dass er sich noch einmal mit dem Bergarbeiter unterhalten musste, egal wie er das anstellte.
Er entschuldigte sich noch einmal bei allen Anwesenden, für den Ärger, den er verursacht hatte. Außerdem gab er an, dass er sich auch gerne bei Clay entschuldigen würde. Allerdings hielt er es für keine gute Idee noch am selben Abend mit ihm zu sprechen. Deshalb bat er den Wirt, ihm den Weg zu Clays Haus zu erklären, und ihm außerdem ein Zimmer für die Nacht zu überlassen. Natürlich würde er auch dafür bezahlen.
Der Alte überlegte noch einen Moment bevor er Sly eröffnete, dass es in seiner Kneipe keine Zimmer zu vermieten gab. Aber wenn er im Voraus zahlen würde, wäre er bereit ihn im Schankraum schlafen zu lassen. Sly nahm das Angebot dankend an.
Es dauerte nicht mehr lange, und die Kneipe leerte sich. Viele der Männer waren aufgrund der Aufregung müde geworden. Einer nach dem Anderen verabschiedete sich.
Als auch der letzte Gast gegangen war, holte der Wirt eine Decke für Sly. Er meinte noch, bevor er selbst zu Bett ging, dass sich Sly ein nettes Plätzchen für die Nacht suchen und dass er die Finger von den Schnapsflaschen lassen sollte. Lachend versicherte dieser, dass sich der Wirt keine Sorgen zu machen bräuchte. Von diesem Höllenzeug hatte er mehr als genug gehabt. Lachend verabschiedete sich der Wirt und wünschte ihm eine gute Nacht.
Doch Schlaf war das Letzte, an das Sly jetzt dachte. Die Aufregung hielt ihn wach und ließ seine Gedanken rasen.
Clay war seit langem der erste wirkliche Hinweis, die erste Chance etwas über den Verbleib seines Bruders herauszufinden.
Sly musste sich zur Ruhe zwingen. Das Letzte was er jetzt brauchte war, dass sein so mühsam aufgebautes Alibi aufgrund von unnötiger Hast zunichte gemacht wurde.
Er wartete ab, bis er von Oben keine Geräusche mehr hören konnte. Danach ließ er noch einige Zeit vergehen, um sicherzugehen, dass alle Bewohner des Hauses wirklich schliefen.
Erst als er sich dessen sicher war, verließ er die Kneipe, und begab sich zu Clays Haus. Die Vordertür stellte keine Herausforderung für ihn da. Mit Hilfe eines Dietrichs hatte er sich schnell Zugang verschafft. Er schloss die Tür hinter sich und sah sich in dem Haus um.
„Sehr gut gemacht, Sly!“, gratulierte er sich selbst flüsternd.
„So macht das ein Meisterdieb!“
Damit hatte Sly einen Nerv getroffen. Und auch wenn Clay jetzt sehr gereizt wirkte, sprach er nun wenigstens mit ihm.
„Ich habe vorhin deinen Namen mitbekommen. Und da du so niedergeschlagen bist, dachte ich eben, dass sie dich abserviert hat.“
Ein Blick in Clays Gesicht genügte um Sly klar zu machen, dass er eben etwas Falsches gesagt hatte. Clay kochte jetzt bereits vor Wut, und würde bei auch nur einem weiteren falschen Wort auf ihn losgehen.
Doch trotzdem bohrte er in der Hoffnung weiter, doch noch ein paar Informationen zu erhalten.
„Jetzt nimm es nicht so schwer, Alter! Schon viele Typen wurden von ihren Freundinnen abserviert. Also was soll’s!?“, sagte Sly noch, bevor er eine Faust auf sich zufliegen sah.
Der Schlag von Clay traf ihn mit voller Wucht auf die Nase, die dabei ein deutlich hörbares Knacken von sich gab. In diesem Schlag steckte eine ungeheure Kraft. Die Wucht des Schlages auf seinem Gesicht beförderte Sly von seinem Stuhl zu Boden. Für einen kurzen Augenblick wurde ihm schwarz vor Augen.
Als er sich wieder gefangen hatte, sah er Clay über sich stehen, beide Hände zu Fäusten geballt.
„Wag es nie wieder, so über sie zu sprechen, FREMDER!“, schrie Clay den am Boden liegenden an.
„Solltest du es wagen, auch nur einmal ihren Namen in den Mund zu nehmen, werde ich dir das Licht ausknipsen!“, drohte er mit zitternder Stimme.
Ein paar der Männer kamen herbei und zogen Clay von Sly weg. Sie brachte ihn aus der Kneipe um ihn zu beruhigen.
Der Wirt kam zu Sly, der immer noch am Boden lag, und hielt ihm einen dreckigen Lappen entgegen, damit dieser sein Nasenbluten stoppen konnte. Dieser war von dem schmutzigen Stück Stoff ein wenig angewidert, doch nahm das Angebot dankend an. Er stand wieder auf.
Das Stimmengewirr innerhalb der Kneipe war wieder einmal erstorben. Sly setzte sich wieder auf den Platz, auf dem er bereits gesessen hatte, bevor er mit Clay in Konflikt geraten war. Nach einiger Zeit des Schweigens kamen auch die Männer, die Clay vor der Tür beruhigt hatten, zurück in die Kneipe. Sie verkündeten, dass er sich auf den Heimweg gemacht hätte.
„Es tut mir leid, dass ihr meinetwegen so viel Ärger hattet. Ich habe mich wohl etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt“, meinte Sly in die Runde, nachdem sich die Männer wieder gesetzt hatten.
„Da hast du schon Recht, Junge. Für einen Fremden war dein Gerede zu dreist“, meinte einer der Männer, die gerade wieder herein gekommen waren.
„Aber auf der anderen Seite kann man dir nicht viele Vorwürfe machen. Schließlich bist du nicht von hier. Folglich konntest du nicht wissen, was mit Clay passiert ist“, warf der Wirt ein.
Sly tröpfelte ein wenig des Stollenfeuerrums auf die Wunden an seiner Nase, um diese zu desinfizieren. Der Schnaps brannte auf der Haut sogar noch mehr, als beim Trinken.
„Mir ist natürlich bewusst, dass es mich nichts angeht, aber könntet ihr mir erklären, warum er so ausgetickt ist?“, fragte Sly schließlich.
Keiner der Männer schien vor dem Fremden so recht über die Ereignisse sprechen zu wollen, die vor Kurzem in Clays Leben stattgefunden hatten.
Doch letztlich lenkten sie doch ein und erzählten Sly die Geschichte.
Es hatte sich vor ziemlich genau einem Monat zugetragen. Clay hatte heiraten wollen. Der Name seiner Verlobten war Karin.
Die Männer beteuerten, dass sich die Beiden über alle Maßen geliebt hatten. Ihre Liebe ging sogar soweit, dass sie den eigentlichen Tag ihrer Hochzeit um ein Jahr verschoben hatten, da Clay für seine geliebte Karin ein großes Fest ausrichten wollte. Keiner der Beiden hatte besonders viel Geld gehabt, weshalb sie innerhalb des letzten Jahres sehr viel gearbeitet hatten. Clay im Bergwerk und Karin als Schneiderin. Mancher vermutete, dass ihre Liebe darunter gelitten habe, dass sie sich nur so wenig gesehen hatten.
Doch wie der Wirt versicherte, war das Gegenteil der Fall gewesen. Er habe in seinem ganzen Leben niemals zwei Menschen gesehen, die so viel füreinander empfunden hatten, wie Clay und Karin.
Doch als dann der Tag gekommen war, an dem die Beiden vor den Altar treten wollten, geschah es. Clay hatte allen berichtet, dass Karin verschwunden sei. Man hatte nach ihr gesucht, aber nirgendwo auf der ganzen Insel war eine Spur von ihr zu finden gewesen. Es war, als wäre sie plötzlich vom Erdboden verschwunden.
Sly hatte während der ganzen Zeit, in der die Männer abwechselnd die Geschichte erzählt hatten, nicht ein Wort gesagt.
„Und das ist der Grund, warum Clay so ausgerastet ist als du über Karin gesprochen hast, Junge“, wurde die Geschichte von einem der Männer beendet.
Zwar war dieser Bericht ziemlich heftig gewesen, doch für Sly enthielten die Worte mehr Informationen, als es den Männern bewusst sein konnte.
Die Geschichte hatte zu viele Ungereimtheiten. Sly konnte und wollte nicht glauben, dass es keinerlei Verbindung zwischen den Ereignissen in Clays, und in seiner eigenen Vergangenheit geben sollte. Er war nun schon so lang unterwegs. Es war schon viel zu viel Zeit vergangen, seitdem er die letzte heiße Spur gefunden hatte. Doch endlich gab es eine Chance an Informationen zu kommen. Und der Name dieser Chance war Clay Barton. Es stand außer Frage, dass er sich noch einmal mit dem Bergarbeiter unterhalten musste, egal wie er das anstellte.
Er entschuldigte sich noch einmal bei allen Anwesenden, für den Ärger, den er verursacht hatte. Außerdem gab er an, dass er sich auch gerne bei Clay entschuldigen würde. Allerdings hielt er es für keine gute Idee noch am selben Abend mit ihm zu sprechen. Deshalb bat er den Wirt, ihm den Weg zu Clays Haus zu erklären, und ihm außerdem ein Zimmer für die Nacht zu überlassen. Natürlich würde er auch dafür bezahlen.
Der Alte überlegte noch einen Moment bevor er Sly eröffnete, dass es in seiner Kneipe keine Zimmer zu vermieten gab. Aber wenn er im Voraus zahlen würde, wäre er bereit ihn im Schankraum schlafen zu lassen. Sly nahm das Angebot dankend an.
Es dauerte nicht mehr lange, und die Kneipe leerte sich. Viele der Männer waren aufgrund der Aufregung müde geworden. Einer nach dem Anderen verabschiedete sich.
Als auch der letzte Gast gegangen war, holte der Wirt eine Decke für Sly. Er meinte noch, bevor er selbst zu Bett ging, dass sich Sly ein nettes Plätzchen für die Nacht suchen und dass er die Finger von den Schnapsflaschen lassen sollte. Lachend versicherte dieser, dass sich der Wirt keine Sorgen zu machen bräuchte. Von diesem Höllenzeug hatte er mehr als genug gehabt. Lachend verabschiedete sich der Wirt und wünschte ihm eine gute Nacht.
Doch Schlaf war das Letzte, an das Sly jetzt dachte. Die Aufregung hielt ihn wach und ließ seine Gedanken rasen.
Clay war seit langem der erste wirkliche Hinweis, die erste Chance etwas über den Verbleib seines Bruders herauszufinden.
Sly musste sich zur Ruhe zwingen. Das Letzte was er jetzt brauchte war, dass sein so mühsam aufgebautes Alibi aufgrund von unnötiger Hast zunichte gemacht wurde.
Er wartete ab, bis er von Oben keine Geräusche mehr hören konnte. Danach ließ er noch einige Zeit vergehen, um sicherzugehen, dass alle Bewohner des Hauses wirklich schliefen.
Erst als er sich dessen sicher war, verließ er die Kneipe, und begab sich zu Clays Haus. Die Vordertür stellte keine Herausforderung für ihn da. Mit Hilfe eines Dietrichs hatte er sich schnell Zugang verschafft. Er schloss die Tür hinter sich und sah sich in dem Haus um.
„Sehr gut gemacht, Sly!“, gratulierte er sich selbst flüsternd.
„So macht das ein Meisterdieb!“
Kapitel 4: Ungebetener Besuch
Clay erwachte ungewöhnlich spät an diesem Morgen. Er schrieb dies den großen Mengen an Stollenfeuerrum zu, die er am Abend zuvor in sich hinein geschüttet hatte. Zudem hatte einen üblen Kater und brauchte erst einmal einen Moment, um seine Gedanken zu ordnen.
Es war nicht die Kneipe gewesen, in der so viel getrunken hatte. Aber es lag an den Ereignissen dort, weshalb er zu Hause noch zwei Flaschen Rum geleert hatte.
Die Erinnerungen an Karin hatten ihn wach gehalten. Er hatte getrunken, um seinen Schmerz zu betäuben.
Für seinen Kater wiederrum machte er den Fremden verantwortlich, der ihn in der Kneipe nicht in Ruhe lassen wollte. Es war seine Schuld gewesen, dass seine alten Wunden wieder aufgerissen waren.
Doch er konnte an der Situation nichts ändern. Karin war weg, und so auch hoffentlich der Fremde.
Clay stand auf um sich in der Küche ein Glas mit Wasser zu holen. Er ging, immer noch seinen Gedanken nachhängend, nach unten.
Als er seine Küche betrat, sah er jemanden am Tisch sitzen. Er schob es im ersten Moment auf seinen immer noch durch den Rum vernebelten Geist, aber ein zweiter Blick machte ihm klar, dass er sich nicht täuschte.
An dem Tisch in seiner Küche saß ein Mann. Und dieser Mann, war niemand anderer als der Fremdling der ihn letzte Nacht die ganze Zeit genervt hatte.
„Einen schönen guten Morgen!“, begrüßte er Clay mit einem Lachen.
Eine Antwort bekam er auf seinen Gruß sllerdings nicht. Clay stürmte auf den Eindringling zu.
Sly sprang sofort von seinem Stuhl auf, sodass ihn Clays erster Schlag verfehlte und stattdessen die Rückenlehne des Stuhles zertrümmerte.
Ihm war völlig klar, dass es nicht viele Schläge seitens Clay brauchte, um ihn schwer zu verletzen. Das hatte er am Abend zuvor bereits einmal schmerzlich erfahren. Die vielen Jahre als Bergarbeiter hatten ihm eine unglaubliche Kraft verliehen. Wenn möglich, wollte Sly es vermeiden einen weiteren dieser Dampfhämmer einstecken zu müssen.
Erschwerend hinzu kam die Tatsache, dass sein Gegner nicht nur blind um sich schlug. Clay ging bei seinen Angriffen taktisch vor. Kein Schlag, ohne dass er nicht sicher wäre danach einen sicheren Stand zu haben. Keine unnötigen Bewegungen. Er ließ seinen Gegner nicht einen Moment aus den Augen.
Sein Kampfstil war nicht der eines Mannes, der sich in Kneipen prügelte. Clay hatte das Kämpfen irgendwo erlernt.
Doch auch Sly war nicht so wehrlos, wie es Clay vielleicht vermutet hatte.
Zwar stürmte er immer wieder auf den Fremden in seinem Haus zu, doch wollte es ihm einfach nicht gelingen einen Treffer zu landen. Seine Hiebe verfehlten Sly immer wieder um Haaresbreite. Unter Clays Schlägen ging ein großer Teil seiner Hauseinrichtung zu Bruch. Doch das kümmerte ihn im Moment nicht. Für ihn zählte nur, den Fremden zu besiegen.
Wäre Clay nicht so in Rage gewesen, hätte Sly wahrscheinlich einige Wunden davon getragen. Doch seine Wut machte ihn blind, und das machte sich Sly zu Nutze.
Clay hatte gerade wieder vergeblich versucht Sly einen Schlag zu verpassen, und damit ein Loch in der Wand hinterlassen, als er spürte, dass er unter seinem rechten Fuß den Halt verlor. Während Clay noch im Fallen begriffen war, nutzte Sly den günstigen Augenblick um seinem Gegner seinerseits einen Haken in den Magen zu verpassen. Zwar konnte seine Kraft bei Weitem nicht mit der des Bergarbeiters mithalten, doch reichte es aus um Clay für einen Moment auf die Bretter zu schicken.
„Du hast ja eine unnachahmlich nette Art mit Gästen umzugehen“, sagte Sly zu dem am Boden liegenden Clay.
„Du verdammter Bastard!“, presste Clay wutentbrannt hervor, während er versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Doch es sollte ihm nicht gelingen. Beim Versuch aufzustehen verlor er wieder unversehens sein Gleichgewicht.
„Du wirst dich jetzt beruhigen. Ich bin hier um dir zu sprechen“, sagte Sly in einem, für ihn ungewöhnlich gebieterischen Ton.
„Halts Maul!“, schrie Clay zurück, und versuchte erneut aufzustehen um den Fremden anzugreifen. Doch auch dieses Mal rutschte er weg und landete wieder auf dem Boden.
„Was zum …?“
Clay verstand nicht, was hier vor sich ging. Der Boden war nicht rutschig. Wieso verlor er immer wieder den Halt?
„Du wirst mir jetzt zuhören, Clay Barton!“
Sly zog ein Messer unter seinem Hemd hervor und blickte auf ihn herab. Clay konnte nicht sagen, woran es lag, doch in diesem Moment ging eine Aura von Sly aus, die ihn in Angst und Schrecken versetzte.
„Überlege dir genau, was du als Nächstes tun wirst. Ich möchte, dass du dir eine Sache klar machst. Statt meiner Faust hätte auch dieses Messer in deinem Magen landen können. Du weißt, dass ich die Fähigkeiten dazu habe“, sagte Sly, und hielt dabei die Klinge auf Clay gerichtet.
Er musste ihn fürs Erste beruhigen, das war wichtig. Sly wollte, dass Clay ihm zuhörte. Und dazu musste dieser zur Ruhe kommen.
„Mir ist bewusst, dass du nicht davon begeistert bist, mich in deinem Haus vorzufinden. Aber du solltest noch eine zweite Sache bedenken. Wenn ich dich hätte ausrauben oder töten wollen, dann hätte ich das längst getan.“
Mit diesen Worten kramte Sly etwas aus seiner Tasche heraus, und warf es Clay zu.
Dieser konnte nicht glauben, was er da sah.
„Was? Aber wie hast du...?“, stammelte er, als er den goldenen Verlobungsring von Karin vor sich auf dem Boden liegen sah.
„Aber wie kann das sein? Ich habe diesen Ring doch…“
„...in der Schublade der Kommode neben deinem Bett aufbewahrt“, vollendete Sly seinen Satz.
In Clays Kopf begann sich alles zu drehen. Wenn der Fremde den Ring hatte stehlen können, dann musste er logischerweise in dieser Nacht in seinem Schlafzimmer gewesen sein. Ein Blick auf das Messer in Slys Hand machte ihm klar, dass er wirklich hätte tot sein können, wenn es der Fremde nur gewollt hätte.
„Und jetzt wirst du dir etwas ansehen, und mir sagen, ob du so etwas schon einmal gesehen hast!“, befahl Sly dem immer noch perplexen Clay. Daraufhin kramte er wieder in seiner Tasche. Diesmal holte er einen vergilbten Zettel hervor, den er Clay übergab.
Dieser nahm, ziemlich verwirrt und auch ein wenig misstrauisch, das Stück Papier, und las den Text darauf:
„Herzlich willkommen beim Schatzrennen. Wir akzeptieren deinen Bruder als Startgeld, Nummer 42.“
Die Augen von Clay weiteten sich merklich, als er die Worte las. Und auch Slys Herz begann schneller zu schlagen, als er seine Reaktion sah.
„Du kennst diese Worte, hab ich Recht, Clay? Auch du besitzt einen solchen Zettel. Und auch du trägst die Nummern auf deinem Arm!“, schlussfolgerte Sly.
Der Schock saß tief in Clay, als er diese Worte hörte.
Ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen, zog er den Ärmel seines Hemdes zurück und enthüllte seinen rechten Arm. Wie Sly es vermutet hatte, befanden sich auch darauf die seltsamen Narben in Form von Zahlen.
Es war nicht die Kneipe gewesen, in der so viel getrunken hatte. Aber es lag an den Ereignissen dort, weshalb er zu Hause noch zwei Flaschen Rum geleert hatte.
Die Erinnerungen an Karin hatten ihn wach gehalten. Er hatte getrunken, um seinen Schmerz zu betäuben.
Für seinen Kater wiederrum machte er den Fremden verantwortlich, der ihn in der Kneipe nicht in Ruhe lassen wollte. Es war seine Schuld gewesen, dass seine alten Wunden wieder aufgerissen waren.
Doch er konnte an der Situation nichts ändern. Karin war weg, und so auch hoffentlich der Fremde.
Clay stand auf um sich in der Küche ein Glas mit Wasser zu holen. Er ging, immer noch seinen Gedanken nachhängend, nach unten.
Als er seine Küche betrat, sah er jemanden am Tisch sitzen. Er schob es im ersten Moment auf seinen immer noch durch den Rum vernebelten Geist, aber ein zweiter Blick machte ihm klar, dass er sich nicht täuschte.
An dem Tisch in seiner Küche saß ein Mann. Und dieser Mann, war niemand anderer als der Fremdling der ihn letzte Nacht die ganze Zeit genervt hatte.
„Einen schönen guten Morgen!“, begrüßte er Clay mit einem Lachen.
Eine Antwort bekam er auf seinen Gruß sllerdings nicht. Clay stürmte auf den Eindringling zu.
Sly sprang sofort von seinem Stuhl auf, sodass ihn Clays erster Schlag verfehlte und stattdessen die Rückenlehne des Stuhles zertrümmerte.
Ihm war völlig klar, dass es nicht viele Schläge seitens Clay brauchte, um ihn schwer zu verletzen. Das hatte er am Abend zuvor bereits einmal schmerzlich erfahren. Die vielen Jahre als Bergarbeiter hatten ihm eine unglaubliche Kraft verliehen. Wenn möglich, wollte Sly es vermeiden einen weiteren dieser Dampfhämmer einstecken zu müssen.
Erschwerend hinzu kam die Tatsache, dass sein Gegner nicht nur blind um sich schlug. Clay ging bei seinen Angriffen taktisch vor. Kein Schlag, ohne dass er nicht sicher wäre danach einen sicheren Stand zu haben. Keine unnötigen Bewegungen. Er ließ seinen Gegner nicht einen Moment aus den Augen.
Sein Kampfstil war nicht der eines Mannes, der sich in Kneipen prügelte. Clay hatte das Kämpfen irgendwo erlernt.
Doch auch Sly war nicht so wehrlos, wie es Clay vielleicht vermutet hatte.
Zwar stürmte er immer wieder auf den Fremden in seinem Haus zu, doch wollte es ihm einfach nicht gelingen einen Treffer zu landen. Seine Hiebe verfehlten Sly immer wieder um Haaresbreite. Unter Clays Schlägen ging ein großer Teil seiner Hauseinrichtung zu Bruch. Doch das kümmerte ihn im Moment nicht. Für ihn zählte nur, den Fremden zu besiegen.
Wäre Clay nicht so in Rage gewesen, hätte Sly wahrscheinlich einige Wunden davon getragen. Doch seine Wut machte ihn blind, und das machte sich Sly zu Nutze.
Clay hatte gerade wieder vergeblich versucht Sly einen Schlag zu verpassen, und damit ein Loch in der Wand hinterlassen, als er spürte, dass er unter seinem rechten Fuß den Halt verlor. Während Clay noch im Fallen begriffen war, nutzte Sly den günstigen Augenblick um seinem Gegner seinerseits einen Haken in den Magen zu verpassen. Zwar konnte seine Kraft bei Weitem nicht mit der des Bergarbeiters mithalten, doch reichte es aus um Clay für einen Moment auf die Bretter zu schicken.
„Du hast ja eine unnachahmlich nette Art mit Gästen umzugehen“, sagte Sly zu dem am Boden liegenden Clay.
„Du verdammter Bastard!“, presste Clay wutentbrannt hervor, während er versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Doch es sollte ihm nicht gelingen. Beim Versuch aufzustehen verlor er wieder unversehens sein Gleichgewicht.
„Du wirst dich jetzt beruhigen. Ich bin hier um dir zu sprechen“, sagte Sly in einem, für ihn ungewöhnlich gebieterischen Ton.
„Halts Maul!“, schrie Clay zurück, und versuchte erneut aufzustehen um den Fremden anzugreifen. Doch auch dieses Mal rutschte er weg und landete wieder auf dem Boden.
„Was zum …?“
Clay verstand nicht, was hier vor sich ging. Der Boden war nicht rutschig. Wieso verlor er immer wieder den Halt?
„Du wirst mir jetzt zuhören, Clay Barton!“
Sly zog ein Messer unter seinem Hemd hervor und blickte auf ihn herab. Clay konnte nicht sagen, woran es lag, doch in diesem Moment ging eine Aura von Sly aus, die ihn in Angst und Schrecken versetzte.
„Überlege dir genau, was du als Nächstes tun wirst. Ich möchte, dass du dir eine Sache klar machst. Statt meiner Faust hätte auch dieses Messer in deinem Magen landen können. Du weißt, dass ich die Fähigkeiten dazu habe“, sagte Sly, und hielt dabei die Klinge auf Clay gerichtet.
Er musste ihn fürs Erste beruhigen, das war wichtig. Sly wollte, dass Clay ihm zuhörte. Und dazu musste dieser zur Ruhe kommen.
„Mir ist bewusst, dass du nicht davon begeistert bist, mich in deinem Haus vorzufinden. Aber du solltest noch eine zweite Sache bedenken. Wenn ich dich hätte ausrauben oder töten wollen, dann hätte ich das längst getan.“
Mit diesen Worten kramte Sly etwas aus seiner Tasche heraus, und warf es Clay zu.
Dieser konnte nicht glauben, was er da sah.
„Was? Aber wie hast du...?“, stammelte er, als er den goldenen Verlobungsring von Karin vor sich auf dem Boden liegen sah.
„Aber wie kann das sein? Ich habe diesen Ring doch…“
„...in der Schublade der Kommode neben deinem Bett aufbewahrt“, vollendete Sly seinen Satz.
In Clays Kopf begann sich alles zu drehen. Wenn der Fremde den Ring hatte stehlen können, dann musste er logischerweise in dieser Nacht in seinem Schlafzimmer gewesen sein. Ein Blick auf das Messer in Slys Hand machte ihm klar, dass er wirklich hätte tot sein können, wenn es der Fremde nur gewollt hätte.
„Und jetzt wirst du dir etwas ansehen, und mir sagen, ob du so etwas schon einmal gesehen hast!“, befahl Sly dem immer noch perplexen Clay. Daraufhin kramte er wieder in seiner Tasche. Diesmal holte er einen vergilbten Zettel hervor, den er Clay übergab.
Dieser nahm, ziemlich verwirrt und auch ein wenig misstrauisch, das Stück Papier, und las den Text darauf:
„Herzlich willkommen beim Schatzrennen. Wir akzeptieren deinen Bruder als Startgeld, Nummer 42.“
Die Augen von Clay weiteten sich merklich, als er die Worte las. Und auch Slys Herz begann schneller zu schlagen, als er seine Reaktion sah.
„Du kennst diese Worte, hab ich Recht, Clay? Auch du besitzt einen solchen Zettel. Und auch du trägst die Nummern auf deinem Arm!“, schlussfolgerte Sly.
Der Schock saß tief in Clay, als er diese Worte hörte.
Ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen, zog er den Ärmel seines Hemdes zurück und enthüllte seinen rechten Arm. Wie Sly es vermutet hatte, befanden sich auch darauf die seltsamen Narben in Form von Zahlen.
Kapitel 5: Die wahre Geschichte
Sly steckte das Messer wieder ein. Er gab dem völlig verwirrten Clay, als Zeichen des Friedens, die Hand um ihm aufzuhelfen.
In dessen Kopf schwirrten tausende von Fragen herum. Er benötigte erst einmal etwas Zeit, um seine Gedanken zu ordnen.
„Wieso hast du gestern Abend nichts gesagt? Wieso musste ich erst zu solchen Mitteln greifen um herauszufinden, dass auch du Nummern trägst?“, fragte Sly schließlich, als er der Meinung war, dass Clay nun in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen.
„Ich… Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, als ich gestern bei dir die Nummern gesehen habe. Ich meine, du und ich, wir haben doch rein gar nichts miteinander zu tun. Wie kann es da sein, dass du solche Nummern hast? Wie groß sind da die Chancen?“, stammelte Clay als er sich aufhelfen ließ.
Über so viel Naivität bei einem erwachsenen Mann konnte Sly nur lachen.
„Das ist doch nicht dein Ernst! Hast du jemals irgendwo, irgendjemanden mit solchen Narben gesehen? Spar dir deine Antwort! Natürlich hast du das nicht. Das hat keiner von uns, bevor wir unsere Nummern erhalten haben.“
Die Beiden gingen in die Küche wo sie mit einigen Mühen wenigsten wieder die Stühle, die Clay zuvor zertrümmert hatte, herrichteten, sodass man auf ihnen sitzen konnte.
Sly ließ ihm nochmals etwas Zeit um seine Gedanken zu ordnen. Er hatte Verständnis für Clays Verwirrung.
„Was meinst du mit ‚wir’?“, fragte Clay irgendwann.
Sly war gerade damit beschäftigt alles Notwendige zusammenzusuchen, um eine Kanne mit Kaffe aufsetzten zu können.
„Glaubst du denn wirklich, dass wir die einzigen Menschen mit diesen Nummern sind? Nein, mein Freund, das sind wir sicher nicht. Ich kann dir nicht sagen, wie viele es insgesamt sind. Aber es gibt mehr Menschen wie uns“, sagte er, ohne dabei einmal zu Clay zu sehen.
„Und woher willst du das wissen?“
Sly seufzte resignierend als er Clay eine Tasse mit frisch gebrühtem Kaffe reichte. Es half alles nichts. Clay wollte die Zusammenhänge wahrscheinlich nicht erkennen. Aber vielleicht verlangte er auch zu viel von ihm. Schließlich erhielt er gerade die Informationen, die er selbst innerhalb eines halben Jahres zusammen getragen hatte.
Also entschloss er sich, etwas Aussagekräftigeres anzuführen, um den Zweifler neben sich zu überzeugen. Er kramte in seiner Hosentasche nach etwas, und holte schließlich eine Teleschnecke hervor.
Verwirrt sah Clay zu, wie Sly eine Nummer wählte. Es klingelte genau drei Mal, bevor sich am anderen Ende jemand meldete.
„Ja, hallo?“, ertönte eine Frauenstimme.
„Hällööööchen, mein Schatz!“, rief Sly überschwänglich in die Teleschnecke.
„Sly, du Vollidiot! Was glaubst du, wozu ich dir diese Teleschnecke gegeben habe? Sicherlich nicht, damit du dich nicht meldest, wenn du eine Nacht weg bleibst!“
Die Frau schien ziemlich aufgebracht zu sein.
„Aber Saja, du hattest doch nicht etwa Sorge um mich. Oder etwa doch?“, neckte Sly seine Freundin weiter.
„Du bist ein Idiot, Sly Mortou!“, gab sie beleidigt zurück.
„Aber jetzt sei doch nicht schon wieder so. Ich hab doch nur Spaß gemacht.“
Schweigen.
„Oh Mann! Ich glaube, ich habe eben etwas Falsches gesagt“, murmelte Sly sich selbst zu.
„Hör mal, Saja. Ich habe etwas Wichtiges zu sagen. Ist Helios in der Nähe? Hört er mit?“
Wieder herrschte eine Zeit lang Stille, bis Saja endlich mit einem „Ja“ antwortete.
„Sehr gut. Ich möchte, dass ihr Beide nach Südcorel kommt. Ich habe hier einen sehr interessanten Kerl kennengelernt, der darauf brennt eure Verschönerungen zu sehen.“
„Du sollst diese grässlichen Dinger nicht immer Verschönerungen nennen!“, schrie ihn Saja noch wutentbrannt an, bevor sie auflegte.
„So, jetzt sind die Beiden erst mal auf dem Weg hierher.“
Sly packte die Telschnecke weg und lehnte sich zufrieden zurück.
„Ich verstehe immer noch nicht…“, begann Clay schließlich.
„Bist du immer so schwer von Begriff, mein Freund? Ich bin natürlich kein Schriftsteller. Das war gelogen. In Wirklichkeit reise ich nur umher, um irgendwelche Hinweise darauf zu finden, was es mit diesen Nummern auf sich hat. Und die nette Dame, eben an der Teleschnecke, war meine Saja. Wir reisen gemeinsam mit unserem Freund Helios. Jeder von uns trägt diese Nummern, verstehst du?“
Clay nickte langsam. Man konnte förmlich sehen, wie die Gedanken in seinem Kopf rasten.
„Die Geschichte über dich und die Piraten. Sie war auch gelogen, oder?“, wollte er schließlich wissen.
Plötzlich schlug Slys Stimmung um. Er war nun nicht mehr fröhlich und ausgelassen, sondern todernst. Sly sprach nicht gern über seine Vergangenheit und es kostete ihn viel Überwindung es doch zu tun. Jedoch wollte er Clay beweisen, dass er nicht sein Feind war. Also rang er sich dazu durch, sich noch einmal an den schrecklichsten Tag in seinem Leben zu erinnern.
„Nicht ganz. Es stimmt schon, dass ich die Nummern von den Piraten bekommen habe. Nur das Warum, da habe ich euch angelogen.“
Er machte eine Pause. Clay konnte sehen, dass es Sly viel Überwindung kostete weiterzusprechen.
„Denke jetzt nicht schlecht von mir, aber bis vor Kurzem habe ich mich als Dieb über Wasser gehalten. Mich und meinen Bruder Hamrio. Die Piraten waren nicht zufällig in jener Stadt gewesen. Und sie hatten es nicht zufällig auf mich abgesehen. Ich hatte sie ein paar Wochen zuvor um etwas sehr Wertvolles erleichtert. Und das wollten sie natürlich wiederhaben.
Also haben sie nach uns gesucht und dann schließlich auch gefunden. Wir hatten keine Chance zu fliehen. Dafür hatten wir ihr Schiff zu spät bemerkt. Deshalb habe ich mich gefangen nehmen lassen. Tja, und der nächste Teil der Geschichte stimmt wieder. Sie haben mich gefoltert und mir die Nummern verpasst.“
„Und dann?“
Sly atmete tief durch, bevor er weiter sprach.
„Als ich wieder zu mir kam, sah ich nach, ob die Piraten das Ding mitgenommen hatten und ob es Hamrio gut ging. Doch leider….. Lass es mich so sagen: Ich verstehe den Schmerz, den das Verschwinden deiner Verlobten in dir ausgelöst hat. Hamrio war verschwunden. Und die einzigen Anhaltpunkte, die ich hatte, waren dieser Zettel, die Nummern auf meinen Arm und das verdammte Ding.“
Zwischen den Beiden herrschte eine Zeit lang Stille.
„Was war das denn für ein wertvolles Ding, von dem du die ganze Zeit sprichst?“, wollte Clay wissen.
Nun war wieder ein Grinsen in Slys Gesicht zu sehen. Ein verschlagenes Grinsen.
In dessen Kopf schwirrten tausende von Fragen herum. Er benötigte erst einmal etwas Zeit, um seine Gedanken zu ordnen.
„Wieso hast du gestern Abend nichts gesagt? Wieso musste ich erst zu solchen Mitteln greifen um herauszufinden, dass auch du Nummern trägst?“, fragte Sly schließlich, als er der Meinung war, dass Clay nun in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen.
„Ich… Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, als ich gestern bei dir die Nummern gesehen habe. Ich meine, du und ich, wir haben doch rein gar nichts miteinander zu tun. Wie kann es da sein, dass du solche Nummern hast? Wie groß sind da die Chancen?“, stammelte Clay als er sich aufhelfen ließ.
Über so viel Naivität bei einem erwachsenen Mann konnte Sly nur lachen.
„Das ist doch nicht dein Ernst! Hast du jemals irgendwo, irgendjemanden mit solchen Narben gesehen? Spar dir deine Antwort! Natürlich hast du das nicht. Das hat keiner von uns, bevor wir unsere Nummern erhalten haben.“
Die Beiden gingen in die Küche wo sie mit einigen Mühen wenigsten wieder die Stühle, die Clay zuvor zertrümmert hatte, herrichteten, sodass man auf ihnen sitzen konnte.
Sly ließ ihm nochmals etwas Zeit um seine Gedanken zu ordnen. Er hatte Verständnis für Clays Verwirrung.
„Was meinst du mit ‚wir’?“, fragte Clay irgendwann.
Sly war gerade damit beschäftigt alles Notwendige zusammenzusuchen, um eine Kanne mit Kaffe aufsetzten zu können.
„Glaubst du denn wirklich, dass wir die einzigen Menschen mit diesen Nummern sind? Nein, mein Freund, das sind wir sicher nicht. Ich kann dir nicht sagen, wie viele es insgesamt sind. Aber es gibt mehr Menschen wie uns“, sagte er, ohne dabei einmal zu Clay zu sehen.
„Und woher willst du das wissen?“
Sly seufzte resignierend als er Clay eine Tasse mit frisch gebrühtem Kaffe reichte. Es half alles nichts. Clay wollte die Zusammenhänge wahrscheinlich nicht erkennen. Aber vielleicht verlangte er auch zu viel von ihm. Schließlich erhielt er gerade die Informationen, die er selbst innerhalb eines halben Jahres zusammen getragen hatte.
Also entschloss er sich, etwas Aussagekräftigeres anzuführen, um den Zweifler neben sich zu überzeugen. Er kramte in seiner Hosentasche nach etwas, und holte schließlich eine Teleschnecke hervor.
Verwirrt sah Clay zu, wie Sly eine Nummer wählte. Es klingelte genau drei Mal, bevor sich am anderen Ende jemand meldete.
„Ja, hallo?“, ertönte eine Frauenstimme.
„Hällööööchen, mein Schatz!“, rief Sly überschwänglich in die Teleschnecke.
„Sly, du Vollidiot! Was glaubst du, wozu ich dir diese Teleschnecke gegeben habe? Sicherlich nicht, damit du dich nicht meldest, wenn du eine Nacht weg bleibst!“
Die Frau schien ziemlich aufgebracht zu sein.
„Aber Saja, du hattest doch nicht etwa Sorge um mich. Oder etwa doch?“, neckte Sly seine Freundin weiter.
„Du bist ein Idiot, Sly Mortou!“, gab sie beleidigt zurück.
„Aber jetzt sei doch nicht schon wieder so. Ich hab doch nur Spaß gemacht.“
Schweigen.
„Oh Mann! Ich glaube, ich habe eben etwas Falsches gesagt“, murmelte Sly sich selbst zu.
„Hör mal, Saja. Ich habe etwas Wichtiges zu sagen. Ist Helios in der Nähe? Hört er mit?“
Wieder herrschte eine Zeit lang Stille, bis Saja endlich mit einem „Ja“ antwortete.
„Sehr gut. Ich möchte, dass ihr Beide nach Südcorel kommt. Ich habe hier einen sehr interessanten Kerl kennengelernt, der darauf brennt eure Verschönerungen zu sehen.“
„Du sollst diese grässlichen Dinger nicht immer Verschönerungen nennen!“, schrie ihn Saja noch wutentbrannt an, bevor sie auflegte.
„So, jetzt sind die Beiden erst mal auf dem Weg hierher.“
Sly packte die Telschnecke weg und lehnte sich zufrieden zurück.
„Ich verstehe immer noch nicht…“, begann Clay schließlich.
„Bist du immer so schwer von Begriff, mein Freund? Ich bin natürlich kein Schriftsteller. Das war gelogen. In Wirklichkeit reise ich nur umher, um irgendwelche Hinweise darauf zu finden, was es mit diesen Nummern auf sich hat. Und die nette Dame, eben an der Teleschnecke, war meine Saja. Wir reisen gemeinsam mit unserem Freund Helios. Jeder von uns trägt diese Nummern, verstehst du?“
Clay nickte langsam. Man konnte förmlich sehen, wie die Gedanken in seinem Kopf rasten.
„Die Geschichte über dich und die Piraten. Sie war auch gelogen, oder?“, wollte er schließlich wissen.
Plötzlich schlug Slys Stimmung um. Er war nun nicht mehr fröhlich und ausgelassen, sondern todernst. Sly sprach nicht gern über seine Vergangenheit und es kostete ihn viel Überwindung es doch zu tun. Jedoch wollte er Clay beweisen, dass er nicht sein Feind war. Also rang er sich dazu durch, sich noch einmal an den schrecklichsten Tag in seinem Leben zu erinnern.
„Nicht ganz. Es stimmt schon, dass ich die Nummern von den Piraten bekommen habe. Nur das Warum, da habe ich euch angelogen.“
Er machte eine Pause. Clay konnte sehen, dass es Sly viel Überwindung kostete weiterzusprechen.
„Denke jetzt nicht schlecht von mir, aber bis vor Kurzem habe ich mich als Dieb über Wasser gehalten. Mich und meinen Bruder Hamrio. Die Piraten waren nicht zufällig in jener Stadt gewesen. Und sie hatten es nicht zufällig auf mich abgesehen. Ich hatte sie ein paar Wochen zuvor um etwas sehr Wertvolles erleichtert. Und das wollten sie natürlich wiederhaben.
Also haben sie nach uns gesucht und dann schließlich auch gefunden. Wir hatten keine Chance zu fliehen. Dafür hatten wir ihr Schiff zu spät bemerkt. Deshalb habe ich mich gefangen nehmen lassen. Tja, und der nächste Teil der Geschichte stimmt wieder. Sie haben mich gefoltert und mir die Nummern verpasst.“
„Und dann?“
Sly atmete tief durch, bevor er weiter sprach.
„Als ich wieder zu mir kam, sah ich nach, ob die Piraten das Ding mitgenommen hatten und ob es Hamrio gut ging. Doch leider….. Lass es mich so sagen: Ich verstehe den Schmerz, den das Verschwinden deiner Verlobten in dir ausgelöst hat. Hamrio war verschwunden. Und die einzigen Anhaltpunkte, die ich hatte, waren dieser Zettel, die Nummern auf meinen Arm und das verdammte Ding.“
Zwischen den Beiden herrschte eine Zeit lang Stille.
„Was war das denn für ein wertvolles Ding, von dem du die ganze Zeit sprichst?“, wollte Clay wissen.
Nun war wieder ein Grinsen in Slys Gesicht zu sehen. Ein verschlagenes Grinsen.
Kapitel 6: Ich nenne sie Vektoren
Das Grinsen auf Slys Gesicht machte Clay ein wenig nervös. Er konnte sich keinen Reim darauf machen, was es zu bedeuten hatte.
Sly erhob seine Hand und richtete die Handfläche auf Clay. Dieser schaute ziemlich verwirrt drein als sich der Stuhl unter ihm plötzlich zu bewegen begann. Mitsamt seines Stuhls wurde Clay quer durch die Küche befördert, während Sly die ganze Zeit mit seiner Handfläche auf ihn zeigte. Die Wand kam dabei immer schneller auf ihn zu. Clay riss seine Arme zum Schutz vor sein Gesicht, allerdings kam er kurz vor der Wand zum Stehen. „Was zum Teufel war das eben?“, fragte er erschrocken. Er war vorsichtshalber von dem Stuhl aufgestanden, um nicht noch einmal so etwas mitmachen zu müssen.
Doch Sly grinste nur, anstatt ihm zu antworten.
Plötzlich spürte Clay wieder das Ungleichgewicht, das ihn bereits während seines Kampfes mit Sly immer wieder überkommen hatte. Und auch dieses Mal verlor er das Gleichgewicht und landete am Boden.
Langsam reichte es Clay. Er wollte nun endlich wissen, was hier gespielt wurde. Und als ob Sly seine Gedanken gelesen hätte deutet er mit einem Blick auf die Wand hinter Clay.
Dieser wandte sich ein wenig skeptisch um und wich sofort erschrocken zurück, als er erkannte, was Sly ihm hatte zeigen wollen.
Auf der Wand befand sich plötzlich ein schwarzer, nach unten zeigender Pfeil.
„Was zum Teufel?“, war das Einzige, dass Clay hervorbrachte. Diesen Anblick konnte er sich beim besten Willen nicht erklären. Er ging die wunderlichsten Theorien in seinem Kopf durch. Vom Einsatz von optischen Täuschungen, über einen Streich, den ihm sein immer noch verkaterter Geist spielte bis hin zur Annahme, dass er in Wirklichkeit noch träumte. Doch so sehr er sich auch anstrengte, keine seiner Erklärungsversuche schien wirklich sinnvoll zu sein.
Sly hingegen genoss für einen Moment die Verwirrung seines Gesprächspartners. Er mochte es, wenn man seine Fähigkeiten nicht sofort durchschauen konnte. Es verhalf einem sowohl im Kampf als auch bei Diebstählen zum Erfolg, wenn der Gegner seine Fähigkeiten nicht verstehen oder zumindest einschätzen konnte. Und gerade Clay schien das Offensichtlichste zu übersehen.
Dieser wandte sich schließlich mit einem verwirrten Gesichtsausdruck von dem Pfeil ab und blickte zu Sly.
„Das ist die Kraft der Vektor – Frucht“, lüftete er schließlich das Geheimnis.
„Ich habe seinerzeit eine Teufelsfrucht von den Piraten gestohlen. Eigentlich hatte ich vorgehabt sie zu verkaufen. Aber nachdem die Sache mit meinem Bruder und den Nummer geschah, habe ich beschlossen sie doch lieber zu verspeisen.
Das Ding hat grässlich geschmeckt, das kann ich dir sagen.“
Es schüttelte Sly heute noch bei dem Gedanken an den Geschmack der Frucht. Er hatte in seinem Leben schon viele Dinge gegessen, die Andere verschmäht hatten. Doch so etwas Ekelhaftes war ihm bis zu jenem Tag und auch seitdem nicht wieder untergekommen.
„Aber wie dem auch sei, die Frucht hat mir Teufelskräfte verliehen. Ich kann auf jedem festen Untergrund diese Pfeile erscheinen lassen. Sie befördern alles, was sich auf ihnen befindet mit der Geschwindigkeit, die ich will, in die Richtung, die ich will. So zum Beispiel.“
Wieder spürte Clay das Ungleichgewicht unter seinen Füßen. Nur war es diesmal nicht ganz so heftig wie die vorangegangenen Male. Er konnte sich auf den Beinen halten. Ein Blick auf seine Füße zeigte ihm einen der schwarzen Pfeile, den er eben schon auf der Wand gesehen hatte. Der Pfeil zeigte auf Sly und tatsächlich bewegte sich Clay langsam auf ihn zu, obwohl er nicht einen Schritt tat.
Langsam dämmerte es ihm auch, wie es Sly gelungen war ihn zu besiegen.
„Das hast du vorhin auch schon gemacht. Während unseres Kampfes meine ich“, schlussfolgerte er.
Sly bejahte mit einem Nicken.
„Du musst also nur mit der Hand irgendwohin zeigen und dann kannst du diese Dinger erzeugen?“, fragte Clay weiter.
„Vektoren. Ich nenne sie Vektoren. Und nein. Das mit der Hand eben war nur Show. Das ist eine Angewohnheit von mir. Es hilft den Gegner zu verwirren und über meine eigentliche Fähigkeit im Unklaren zu lassen. Jedenfalls eine Zeit lang“, antwortete Sly und nahm die Hand herunter. Clay bewegte sich trotzdem weiter auf ihn zu, bis er schließlich vor dem Tisch zum Stehen kam.
Er war äußerst beeindruckt von der Geschicklichkeit, mit der Sly seine Kräfte einsetzte. Während des Kampfes war ihm nicht einmal der Gedanke gekommen, dass sein Gegner Teufelskräfte besitzen könnte. Zwar hatte er bis heute niemals solche Kräfte in Aktion gesehen, aber er hatte von Julius, dem Alten Wirt der Kneipe, oft Geschichten über diese Früchte gehört.
Er ärgerte sich über seine eigene Wut und Unbeholfenheit, mit der er in den Kampf gegangen war. Hätte er nur einen kühlen Kopf bewahrt, dann hätte er die Vektoren mit Sicherheit bemerkt und hätte darauf reagieren können. Doch nun war es zu spät und Clay war sogar ein Stück weit froh über seine Niederlage.
Sie hatte ihm zumindest eine Möglichkeit gegeben etwas über das Verschwinden seiner Verlobten herauszufinden. Der Fremde, den er vor Kurzem noch am liebsten zu einem Haufen Brei geschlagen hätte, gab ihm nun wieder Hoffnung. Die Hoffnung, Karin wiederzusehen.
„Eine recht nützliche Fähigkeit für einen Dieb“, sagte Clay schließlich und begann zu lachen.
„Da hast du nicht ganz Unrecht, mein Freund!“, antwortete Sly und stimmte in das Lachen ein.
Es war der erste Augenblick, seit sich die Beiden das erste Mal gesehen hatten, in dem sie gemeinsam lachten. Für diesen kurzen Moment waren alle ihre Sorgen wie ausgelöscht.
Doch bald hatte sie ihr Schicksal wieder eingeholt und sie erinnerten sich wieder an den eigentlichen Grund, warum sie sich kennengelernt hatten.
Clay begann Sly mit unendlich vielen Fragen zu löchern. Manche waren sinnvoll und wohl überlegt, andere sinnlos und trivial.
Doch Sly weigerte sich irgendwann weitere Fragen zu beantworten. Er sagte, dass sich Clay gedulden müsse, bis die Anderen angekommen würden. Fürs Erste hätte er genug gefragt. So ließ er ihn mit dem Rat, sich erst einmal zu beruhigen und über alle nachzudenken, allein.
Sly würde am Stadtrand auf seine Freunde warten. Sie würden hierher zurückkehren, sobald die Beiden angekommen waren. Bis dahin sollte Clay über alles nachdenken, was er heute erfahren hatte. Das wäre im Moment das Wichtigste.
Mit diesen Worten ließ Sly den, immer noch ziemlich verwirrten, Clay in seinem Haus zurück und begab sich an den Stadtrand.
Sly ließ die vergangenen Ereignisse innerlich noch einmal an sich vorbeiziehen. Es war nun erst einen Tag her, doch es war viel geschehen. Er war sehr zufrieden mit sich und seinen Taten.
Die Sonne ging bereits unter und tauchte die Stadt wieder in das wunderschöne Rot, dass Sly bereits am Vorabend gesehen hatte, als es an der Tür des Hauses des Bergarbeiters Clay Barton klopfte.
Sly erhob seine Hand und richtete die Handfläche auf Clay. Dieser schaute ziemlich verwirrt drein als sich der Stuhl unter ihm plötzlich zu bewegen begann. Mitsamt seines Stuhls wurde Clay quer durch die Küche befördert, während Sly die ganze Zeit mit seiner Handfläche auf ihn zeigte. Die Wand kam dabei immer schneller auf ihn zu. Clay riss seine Arme zum Schutz vor sein Gesicht, allerdings kam er kurz vor der Wand zum Stehen. „Was zum Teufel war das eben?“, fragte er erschrocken. Er war vorsichtshalber von dem Stuhl aufgestanden, um nicht noch einmal so etwas mitmachen zu müssen.
Doch Sly grinste nur, anstatt ihm zu antworten.
Plötzlich spürte Clay wieder das Ungleichgewicht, das ihn bereits während seines Kampfes mit Sly immer wieder überkommen hatte. Und auch dieses Mal verlor er das Gleichgewicht und landete am Boden.
Langsam reichte es Clay. Er wollte nun endlich wissen, was hier gespielt wurde. Und als ob Sly seine Gedanken gelesen hätte deutet er mit einem Blick auf die Wand hinter Clay.
Dieser wandte sich ein wenig skeptisch um und wich sofort erschrocken zurück, als er erkannte, was Sly ihm hatte zeigen wollen.
Auf der Wand befand sich plötzlich ein schwarzer, nach unten zeigender Pfeil.
„Was zum Teufel?“, war das Einzige, dass Clay hervorbrachte. Diesen Anblick konnte er sich beim besten Willen nicht erklären. Er ging die wunderlichsten Theorien in seinem Kopf durch. Vom Einsatz von optischen Täuschungen, über einen Streich, den ihm sein immer noch verkaterter Geist spielte bis hin zur Annahme, dass er in Wirklichkeit noch träumte. Doch so sehr er sich auch anstrengte, keine seiner Erklärungsversuche schien wirklich sinnvoll zu sein.
Sly hingegen genoss für einen Moment die Verwirrung seines Gesprächspartners. Er mochte es, wenn man seine Fähigkeiten nicht sofort durchschauen konnte. Es verhalf einem sowohl im Kampf als auch bei Diebstählen zum Erfolg, wenn der Gegner seine Fähigkeiten nicht verstehen oder zumindest einschätzen konnte. Und gerade Clay schien das Offensichtlichste zu übersehen.
Dieser wandte sich schließlich mit einem verwirrten Gesichtsausdruck von dem Pfeil ab und blickte zu Sly.
„Das ist die Kraft der Vektor – Frucht“, lüftete er schließlich das Geheimnis.
„Ich habe seinerzeit eine Teufelsfrucht von den Piraten gestohlen. Eigentlich hatte ich vorgehabt sie zu verkaufen. Aber nachdem die Sache mit meinem Bruder und den Nummer geschah, habe ich beschlossen sie doch lieber zu verspeisen.
Das Ding hat grässlich geschmeckt, das kann ich dir sagen.“
Es schüttelte Sly heute noch bei dem Gedanken an den Geschmack der Frucht. Er hatte in seinem Leben schon viele Dinge gegessen, die Andere verschmäht hatten. Doch so etwas Ekelhaftes war ihm bis zu jenem Tag und auch seitdem nicht wieder untergekommen.
„Aber wie dem auch sei, die Frucht hat mir Teufelskräfte verliehen. Ich kann auf jedem festen Untergrund diese Pfeile erscheinen lassen. Sie befördern alles, was sich auf ihnen befindet mit der Geschwindigkeit, die ich will, in die Richtung, die ich will. So zum Beispiel.“
Wieder spürte Clay das Ungleichgewicht unter seinen Füßen. Nur war es diesmal nicht ganz so heftig wie die vorangegangenen Male. Er konnte sich auf den Beinen halten. Ein Blick auf seine Füße zeigte ihm einen der schwarzen Pfeile, den er eben schon auf der Wand gesehen hatte. Der Pfeil zeigte auf Sly und tatsächlich bewegte sich Clay langsam auf ihn zu, obwohl er nicht einen Schritt tat.
Langsam dämmerte es ihm auch, wie es Sly gelungen war ihn zu besiegen.
„Das hast du vorhin auch schon gemacht. Während unseres Kampfes meine ich“, schlussfolgerte er.
Sly bejahte mit einem Nicken.
„Du musst also nur mit der Hand irgendwohin zeigen und dann kannst du diese Dinger erzeugen?“, fragte Clay weiter.
„Vektoren. Ich nenne sie Vektoren. Und nein. Das mit der Hand eben war nur Show. Das ist eine Angewohnheit von mir. Es hilft den Gegner zu verwirren und über meine eigentliche Fähigkeit im Unklaren zu lassen. Jedenfalls eine Zeit lang“, antwortete Sly und nahm die Hand herunter. Clay bewegte sich trotzdem weiter auf ihn zu, bis er schließlich vor dem Tisch zum Stehen kam.
Er war äußerst beeindruckt von der Geschicklichkeit, mit der Sly seine Kräfte einsetzte. Während des Kampfes war ihm nicht einmal der Gedanke gekommen, dass sein Gegner Teufelskräfte besitzen könnte. Zwar hatte er bis heute niemals solche Kräfte in Aktion gesehen, aber er hatte von Julius, dem Alten Wirt der Kneipe, oft Geschichten über diese Früchte gehört.
Er ärgerte sich über seine eigene Wut und Unbeholfenheit, mit der er in den Kampf gegangen war. Hätte er nur einen kühlen Kopf bewahrt, dann hätte er die Vektoren mit Sicherheit bemerkt und hätte darauf reagieren können. Doch nun war es zu spät und Clay war sogar ein Stück weit froh über seine Niederlage.
Sie hatte ihm zumindest eine Möglichkeit gegeben etwas über das Verschwinden seiner Verlobten herauszufinden. Der Fremde, den er vor Kurzem noch am liebsten zu einem Haufen Brei geschlagen hätte, gab ihm nun wieder Hoffnung. Die Hoffnung, Karin wiederzusehen.
„Eine recht nützliche Fähigkeit für einen Dieb“, sagte Clay schließlich und begann zu lachen.
„Da hast du nicht ganz Unrecht, mein Freund!“, antwortete Sly und stimmte in das Lachen ein.
Es war der erste Augenblick, seit sich die Beiden das erste Mal gesehen hatten, in dem sie gemeinsam lachten. Für diesen kurzen Moment waren alle ihre Sorgen wie ausgelöscht.
Doch bald hatte sie ihr Schicksal wieder eingeholt und sie erinnerten sich wieder an den eigentlichen Grund, warum sie sich kennengelernt hatten.
Clay begann Sly mit unendlich vielen Fragen zu löchern. Manche waren sinnvoll und wohl überlegt, andere sinnlos und trivial.
Doch Sly weigerte sich irgendwann weitere Fragen zu beantworten. Er sagte, dass sich Clay gedulden müsse, bis die Anderen angekommen würden. Fürs Erste hätte er genug gefragt. So ließ er ihn mit dem Rat, sich erst einmal zu beruhigen und über alle nachzudenken, allein.
Sly würde am Stadtrand auf seine Freunde warten. Sie würden hierher zurückkehren, sobald die Beiden angekommen waren. Bis dahin sollte Clay über alles nachdenken, was er heute erfahren hatte. Das wäre im Moment das Wichtigste.
Mit diesen Worten ließ Sly den, immer noch ziemlich verwirrten, Clay in seinem Haus zurück und begab sich an den Stadtrand.
Sly ließ die vergangenen Ereignisse innerlich noch einmal an sich vorbeiziehen. Es war nun erst einen Tag her, doch es war viel geschehen. Er war sehr zufrieden mit sich und seinen Taten.
Die Sonne ging bereits unter und tauchte die Stadt wieder in das wunderschöne Rot, dass Sly bereits am Vorabend gesehen hatte, als es an der Tür des Hauses des Bergarbeiters Clay Barton klopfte.
Kapitel 7: Durch das Schicksal verbunden
„Sieh an! Du scheinst ja sogar in der Lage zu sein, ein Haus durch die Tür zu betreten“, waren Clays Begrüßungsworte als er seine Gäste an der Haustür empfing.
Augenblicklich fing sich Sly einen bösen Blick von der schlanken Frau mit den kurzen, schwarzen Haaren neben sich ein.
Sie schien von Slys eigentlichem „Beruf“ zu wissen, und es offensichtlich nicht gutzuheißen, dass er solche Dinge tat. Mit ihren blauen Augen sah sie ihn so lange vorwurfsvoll an, bis er resignierend zugab am Vorabend in Clays Haus eingestiegen zu sein. Sie brachte ihn dazu, sich dafür bei Clay zu entschuldigen. Erst danach begrüßte sie Clay mit einem Lächeln, bei dem man nicht auf die Idee kommen konnte, dass sie einen Mann wie Sly so unter Kontrolle hatte.
„Hallo, mein Name ist Saja. Freut mich, dich kennen zu lernen.“
Das gesamte Bild empfand dieser schon fast als witzig, doch er verkniff sich ein Lachen. Dass sie einen Mann wie Sly so unter Kontrolle hatte stand im krassen Gegensatz zu dem Bild, dass Clay von dem Dieb hatte.
Die andere Person an Slys Seite war ein groß gewachsener Mann mit Glatze und schon fast unnatürlich großen, grünen Augen. Bei sich trug er einen hölzernen Wanderstab, an dessen Ende einige Löcher mit silbernen Ringen eingelassen waren. Er stellte sich nicht selbst vor, sondern erhob nur die Hand zum Gruß.
„Der Lange hier ist Helios“, sagte Sly mit einem Nicken in Richtung seines Freundes.
Clay war zwar ein wenig verwirrt darüber, dass sich Helios nicht selbst vorgestellt hatte, doch schob er seine Verwunderung erst einmal beiseite, und bat die Drei in sein Haus.
Im Inneren fing sich Sly erneut einen verärgerten Blick seiner Freundin ein. Zwar hatte Clay die gröbsten Schäden bereits repariert und ein wenig Ordnung geschaffen, doch sah man dem Wohnraum immer noch an, dass hier ein Kampf stattgefunden hatte. Saja schien schnell begriffen zu haben, was hier vorgefallen war und wollte erneut eine Entschuldigung von Sly hören. Doch diesmal beschwichtigte Clay, dass es seine Schuld wäre, dass so viel zu Bruch gegangen sei, und Sly sich nicht zu entschuldigen bräuchte.
Er führte seine Gäste in sein Wohnzimmer, beziehungsweise dem, was sie davon übrig gelassen hatten. Während sich Saja, Sly und Clay setzten blieb Helios stehen und sah sich um. Er ließ seinen Blick quer durch den Raum wandern, bis er mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht bei Sly stoppte.
„Woher soll ich denn wissen, ob er was da hat?“, fuhr er Helios verärgert an.
Etwas in Helios Blick änderte sich. Er und Sly starrten einander einige Momente lang an.
„Ist ja gut Mann, jetzt reg dich ab. Ich werde ihn ja fragen.“
Sly wandte sich an Clay.
„Eine Frage Clay, du hast nicht zufällig eine Flasche von diesem Stollenfeuerrum hier, oder?“
Ziemlich verwirrt über das, was da eben vor sich gegangen war, holte Clay eine der Flaschen aus seiner Speisekammer.
„Mach dir keine Gedanken. Das ziehen die Beiden ständig ab“, sagte Saja als sie Clays verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte, während er Helios die Flasche gab.
„Aber, was soll das? Wieso reden die Beiden nicht wie normale Menschen miteinander?“, wollte er wissen. Doch Saja meinte nur mir einem Kopfschütteln, dass sie es auch nicht wüsste. Die Beiden wären schon so, seit sie sie kennen würde.
Helios hatte sich inzwischen in eine Ecke zurückgezogen um sich der Flasche Stollenfeuerrum zu widmen. Clay war zwar immer noch ziemlich verwirrt über das Verhalten der Beiden, doch beschloss er es fürs Erste auf sich beruhen zu lassen. Es gab im Moment wichtigere Themen zu besprechen.
„Was hat es nun mit den Nummern auf sich? Was soll das Ganze?“, platzte Clay heraus.
Sly beugte sich nach vorn und verschränkte seine Hände vor seinem Gesicht.
„Das, mein Freund, ist die große Frage auf die wir eine Antwort suchen.“
Mit dieser Aussage war Clay alles andere als zufrieden. Was sollte die ganze Aktion, wenn Sly und seine Freunde selbst keine Ahnung hatten, was es mit den Nummern auf sich hat?
„Jedoch“ fuhr Sly fort, als Clay gerade das Wort ergreifen wollte um seinem Unmut Luft zu machen.
„Jedoch bin ich sehr froh, dass wir uns getroffen haben. Du bist der Beweis für meine Theorie!“, verkündete Sly stolz an Saja gewandt.
„Ach wirklich?“, sagten sie und Clay, wie aus einem Mund, während sich Sly selbstzufrieden zurücklehnte.
„Wirklich!“, sagte er, und forderte Clay auf seinen Arm mit den Nummern zu zeigen. Dieser wusste zwar nicht, was daran so besonders sein sollte, schließlich trugen sie wohl alle diese Zahlen, jedoch zog er seinen Hemdärmel zurück und zeigte seinen Arm in die Runde.
Der Schreck war Saja ins Gesicht geschrieben, als sie auf seinen Arm blickte.
„Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte sie mehr zu sich selbst als zu irgendjemandem im Raum. Diese Reaktion verwirrte Clay nur noch mehr.
„Was ist denn? Ist irgendwas komisch an mir? Deine Narben sehen doch fast gleich aus“, sagte er an Sly gewandt.
„Es sind auch nicht meine Nummern, die hier nicht ins Bild passen. Es sind ihre“, sagte er und blickte abwechselnd zu Helios und Saja.
„Wie meinst du das? Was ist denn bei ihnen anders, als bei uns?“
Während Saja zu hadern schien, was sie als nächstes tun sollte, hatte Helios weniger Hemmungen. Als er seinen Arm präsentierte fiel Clay sofort auf, worauf sich Sly die ganze Zeit bezogen hatte.
Auch Helios trug die Nummern. Aber anders als bei Sly und Clay waren es bei ihm fein säuberlich tätowierte Ziffern anstatt der Narben infolge von Verbrennungen. Auch Saja hatte sich inzwischen dazu durchgerungen ihren Arm zu zeigen. Es war genauso wie bei Helios.
„Was hat das Ganze zu bedeuten? Wieso sind eure Nummern tätowiert?“, wollte Clay von den Beiden wissen, doch keiner schien Interesse daran zu haben, auf seine Frage zu antworten. Stattdessen meldete sich Sly zu Wort.
„Clay, mein Freund, nimm es ihnen nicht übel, wenn sie nicht darüber sprechen wollen. Wie genau die Beiden zu ihren Nummern kamen, ist für uns im Moment auch nicht von Interesse. Es sei nur eines gesagt: Sie haben ihre Nummern freiwillig erhalten. Wir nicht.“
Clay war völlig perplex, als er diese Worte hörte. Wieso sollte sich jemand so etwas freiwillig antun? Doch Sly schüttelte nur seinen Kopf um zu zeigen, dass er im Moment nicht bereit war, darüber zu sprechen.
„Fakt ist Eines. Seitdem ich dich kenne, bin ich mir sicher, dass es mindestens zwei verschiedene Arten von Menschen gibt, die solche Nummern tragen. Nämlich diejenigen, die sie freiwillig bekommen haben, und diejenigen, denen sie aufgezwungen wurden.
Doch wir alle haben etwas gemeinsam. Jeder hat etwas oder jemanden verloren. Und offenbar sollen uns nur die Nummern den Weg zeigen, wie wir es wiedererlangen können. Verstehst du, Clay? Deine Verlobte ist nicht abgehauen. Sie wurde entführt! Genau wie mein Bruder!“
Mit diesen Worten hatte Sly bei ihm einen Nerv getroffen.
„Woher willst du das wissen? Wie sollte jemand sie entführen? Wir haben in der Nacht, bevor sie verschwand, im selben Bett geschlafen! Sie lag in meinen Armen! Und du willst mir weismachen, dass man sie entführt hat? Wie soll das gehen, ohne dass ich etwas davon bemerkt habe?“, stellte Clay die Frage, die er sich selbst schon so oft gestellt und niemals eine Antwort gefunden hatte, seitdem er von Sly die Geschichte über die Nummern gehört hatte. Er hatte sich so in Rage geredet, dass Sly es für besser hielt ihm erst einmal ein wenig Zeit zum abkühlen zu geben.
Als er der Meinung war, dass sich Clay genug beruhigt hatte, sprach er weiter.
„Auf dieselbe Art, wie man es geschafft hat, dir glühende Eisen auf die Haut zu pressen, ohne dass du etwas davon gemerkt hast.“
Augenblicklich fing sich Sly einen bösen Blick von der schlanken Frau mit den kurzen, schwarzen Haaren neben sich ein.
Sie schien von Slys eigentlichem „Beruf“ zu wissen, und es offensichtlich nicht gutzuheißen, dass er solche Dinge tat. Mit ihren blauen Augen sah sie ihn so lange vorwurfsvoll an, bis er resignierend zugab am Vorabend in Clays Haus eingestiegen zu sein. Sie brachte ihn dazu, sich dafür bei Clay zu entschuldigen. Erst danach begrüßte sie Clay mit einem Lächeln, bei dem man nicht auf die Idee kommen konnte, dass sie einen Mann wie Sly so unter Kontrolle hatte.
„Hallo, mein Name ist Saja. Freut mich, dich kennen zu lernen.“
Das gesamte Bild empfand dieser schon fast als witzig, doch er verkniff sich ein Lachen. Dass sie einen Mann wie Sly so unter Kontrolle hatte stand im krassen Gegensatz zu dem Bild, dass Clay von dem Dieb hatte.
Die andere Person an Slys Seite war ein groß gewachsener Mann mit Glatze und schon fast unnatürlich großen, grünen Augen. Bei sich trug er einen hölzernen Wanderstab, an dessen Ende einige Löcher mit silbernen Ringen eingelassen waren. Er stellte sich nicht selbst vor, sondern erhob nur die Hand zum Gruß.
„Der Lange hier ist Helios“, sagte Sly mit einem Nicken in Richtung seines Freundes.
Clay war zwar ein wenig verwirrt darüber, dass sich Helios nicht selbst vorgestellt hatte, doch schob er seine Verwunderung erst einmal beiseite, und bat die Drei in sein Haus.
Im Inneren fing sich Sly erneut einen verärgerten Blick seiner Freundin ein. Zwar hatte Clay die gröbsten Schäden bereits repariert und ein wenig Ordnung geschaffen, doch sah man dem Wohnraum immer noch an, dass hier ein Kampf stattgefunden hatte. Saja schien schnell begriffen zu haben, was hier vorgefallen war und wollte erneut eine Entschuldigung von Sly hören. Doch diesmal beschwichtigte Clay, dass es seine Schuld wäre, dass so viel zu Bruch gegangen sei, und Sly sich nicht zu entschuldigen bräuchte.
Er führte seine Gäste in sein Wohnzimmer, beziehungsweise dem, was sie davon übrig gelassen hatten. Während sich Saja, Sly und Clay setzten blieb Helios stehen und sah sich um. Er ließ seinen Blick quer durch den Raum wandern, bis er mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht bei Sly stoppte.
„Woher soll ich denn wissen, ob er was da hat?“, fuhr er Helios verärgert an.
Etwas in Helios Blick änderte sich. Er und Sly starrten einander einige Momente lang an.
„Ist ja gut Mann, jetzt reg dich ab. Ich werde ihn ja fragen.“
Sly wandte sich an Clay.
„Eine Frage Clay, du hast nicht zufällig eine Flasche von diesem Stollenfeuerrum hier, oder?“
Ziemlich verwirrt über das, was da eben vor sich gegangen war, holte Clay eine der Flaschen aus seiner Speisekammer.
„Mach dir keine Gedanken. Das ziehen die Beiden ständig ab“, sagte Saja als sie Clays verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte, während er Helios die Flasche gab.
„Aber, was soll das? Wieso reden die Beiden nicht wie normale Menschen miteinander?“, wollte er wissen. Doch Saja meinte nur mir einem Kopfschütteln, dass sie es auch nicht wüsste. Die Beiden wären schon so, seit sie sie kennen würde.
Helios hatte sich inzwischen in eine Ecke zurückgezogen um sich der Flasche Stollenfeuerrum zu widmen. Clay war zwar immer noch ziemlich verwirrt über das Verhalten der Beiden, doch beschloss er es fürs Erste auf sich beruhen zu lassen. Es gab im Moment wichtigere Themen zu besprechen.
„Was hat es nun mit den Nummern auf sich? Was soll das Ganze?“, platzte Clay heraus.
Sly beugte sich nach vorn und verschränkte seine Hände vor seinem Gesicht.
„Das, mein Freund, ist die große Frage auf die wir eine Antwort suchen.“
Mit dieser Aussage war Clay alles andere als zufrieden. Was sollte die ganze Aktion, wenn Sly und seine Freunde selbst keine Ahnung hatten, was es mit den Nummern auf sich hat?
„Jedoch“ fuhr Sly fort, als Clay gerade das Wort ergreifen wollte um seinem Unmut Luft zu machen.
„Jedoch bin ich sehr froh, dass wir uns getroffen haben. Du bist der Beweis für meine Theorie!“, verkündete Sly stolz an Saja gewandt.
„Ach wirklich?“, sagten sie und Clay, wie aus einem Mund, während sich Sly selbstzufrieden zurücklehnte.
„Wirklich!“, sagte er, und forderte Clay auf seinen Arm mit den Nummern zu zeigen. Dieser wusste zwar nicht, was daran so besonders sein sollte, schließlich trugen sie wohl alle diese Zahlen, jedoch zog er seinen Hemdärmel zurück und zeigte seinen Arm in die Runde.
Der Schreck war Saja ins Gesicht geschrieben, als sie auf seinen Arm blickte.
„Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte sie mehr zu sich selbst als zu irgendjemandem im Raum. Diese Reaktion verwirrte Clay nur noch mehr.
„Was ist denn? Ist irgendwas komisch an mir? Deine Narben sehen doch fast gleich aus“, sagte er an Sly gewandt.
„Es sind auch nicht meine Nummern, die hier nicht ins Bild passen. Es sind ihre“, sagte er und blickte abwechselnd zu Helios und Saja.
„Wie meinst du das? Was ist denn bei ihnen anders, als bei uns?“
Während Saja zu hadern schien, was sie als nächstes tun sollte, hatte Helios weniger Hemmungen. Als er seinen Arm präsentierte fiel Clay sofort auf, worauf sich Sly die ganze Zeit bezogen hatte.
Auch Helios trug die Nummern. Aber anders als bei Sly und Clay waren es bei ihm fein säuberlich tätowierte Ziffern anstatt der Narben infolge von Verbrennungen. Auch Saja hatte sich inzwischen dazu durchgerungen ihren Arm zu zeigen. Es war genauso wie bei Helios.
„Was hat das Ganze zu bedeuten? Wieso sind eure Nummern tätowiert?“, wollte Clay von den Beiden wissen, doch keiner schien Interesse daran zu haben, auf seine Frage zu antworten. Stattdessen meldete sich Sly zu Wort.
„Clay, mein Freund, nimm es ihnen nicht übel, wenn sie nicht darüber sprechen wollen. Wie genau die Beiden zu ihren Nummern kamen, ist für uns im Moment auch nicht von Interesse. Es sei nur eines gesagt: Sie haben ihre Nummern freiwillig erhalten. Wir nicht.“
Clay war völlig perplex, als er diese Worte hörte. Wieso sollte sich jemand so etwas freiwillig antun? Doch Sly schüttelte nur seinen Kopf um zu zeigen, dass er im Moment nicht bereit war, darüber zu sprechen.
„Fakt ist Eines. Seitdem ich dich kenne, bin ich mir sicher, dass es mindestens zwei verschiedene Arten von Menschen gibt, die solche Nummern tragen. Nämlich diejenigen, die sie freiwillig bekommen haben, und diejenigen, denen sie aufgezwungen wurden.
Doch wir alle haben etwas gemeinsam. Jeder hat etwas oder jemanden verloren. Und offenbar sollen uns nur die Nummern den Weg zeigen, wie wir es wiedererlangen können. Verstehst du, Clay? Deine Verlobte ist nicht abgehauen. Sie wurde entführt! Genau wie mein Bruder!“
Mit diesen Worten hatte Sly bei ihm einen Nerv getroffen.
„Woher willst du das wissen? Wie sollte jemand sie entführen? Wir haben in der Nacht, bevor sie verschwand, im selben Bett geschlafen! Sie lag in meinen Armen! Und du willst mir weismachen, dass man sie entführt hat? Wie soll das gehen, ohne dass ich etwas davon bemerkt habe?“, stellte Clay die Frage, die er sich selbst schon so oft gestellt und niemals eine Antwort gefunden hatte, seitdem er von Sly die Geschichte über die Nummern gehört hatte. Er hatte sich so in Rage geredet, dass Sly es für besser hielt ihm erst einmal ein wenig Zeit zum abkühlen zu geben.
Als er der Meinung war, dass sich Clay genug beruhigt hatte, sprach er weiter.
„Auf dieselbe Art, wie man es geschafft hat, dir glühende Eisen auf die Haut zu pressen, ohne dass du etwas davon gemerkt hast.“
Kapitel 8: Aufbruch
Die Aussage traf Clay wie ein Schlag in die Magengrube. Natürlich hatte er sich schon oft die Frage gestellt, wie es möglich gewesen sei, dass über Nacht diese seltsamen Nummern auf seiner Haut erschienen waren. Doch nie war es ihm gelungen eine Antwort auf diese Frage zu finden.
Letztlich war er zu der einzigen, in seinen Augen logischen, Schlussfolgerung gelangt. Karin hatte ihn verlassen und er hatte sich diese Nummern wegen des Frusts darüber im Rausch selbst zugefügt. Obwohl er wusste, dass es nicht stimmen konnte, war es für Clay einfacher sich selbst zu belügen als sich der unangenehmen Wahrheit zu stellen. Schließlich hatte er erst nach Karins Verschwinden mit dem Trinken angefangen und die Nummern bereits davor entdeckt.
Doch nun konnte er die Augen nicht mehr vor den Fakten verschließen. Das Auftauchen von Sly und seinen Freunden machte ihm deutlich, dass viel mehr hinter dem Verschwinden seiner Verlobten stecken musste, als er auch nur im Ansatz erahnen konnte.
„Und wie soll es nun weiter gehen?“, fragte er die Erstbeste, von hunderten Fragen, die ihm durch den Kopf gingen.
„Das, mein Freund, liegt an dir. Wir werden bald weiterziehen und versuchen, dem Geheimnis hinter den Nummern auf den Grund zu gehen. Du hast die Wahl: Entweder du begleitest uns, du ziehst allein los, oder du bleibst hier und verprügelst den Nächsten, der über deine Verlobte spricht. Es ist deine Entscheidung“, sagte Sly und nahm dabei die Hand von Saja. Auch Helios hatte sich aus seiner Ecke erhoben und sich hinter den Beiden aufgestellt.
Clay starrte vor sich auf den Boden und versuchte die Situation zu begreifen. Es war ihm im Moment alles zu viel. Er erklärte den Anderen, dass er eine solche Entscheidung nicht so einfach aus dem Bauch heraus treffen könne und Bedenkzeit bräuchte.
Es war Saja die sich, im Gegensatz zu den beiden Männern, verständnisvoll zeigte. Sie versicherte Clay, dass sie ihm ein wenig Zeit geben würden um über alles nachzudenken. Jedoch würden sie nicht ewig warten. Er hätte bis zum nächsten Tag am späten Nachmittag Zeit, um sich zu entscheiden. Danach wären sie weg. Wenn er sie begleiten wollte, dann müsste er sich morgen am Hafen in Nordcorel einfinden. Sie würden dort auf ihn warten.
Die Drei verabschiedeten sich ohne auch nur ein weiters Wort über die Angelegenheit zu verlieren. Wieder verließ Sly, diesmal in Begeleitung seiner Freunde, das Haus des Bergarbeiters Clay Barton. Er hatte viele Fragen beantwortet und fast genauso viele aufgeworfen.
Sie verließen Südcorel, nachdem Sly und Helios noch ein paar Flaschen des Stollenfeuerrums in der Bar des alten Julius gekauft hatten.
„Glaubst du, dass er kommen wird?“, wollte Saja wissen, während sie sich außerhalb der Stadt, weit genug von neugierigen Augen entfernt, für ihre etwas ungewöhnliche Art zu reisen bereit machten.
„Das kann ich nicht sagen. Clay ist ein seltsamer Kerl. Auf der einen Seite vermisst er seine Verlobte so sehr, dass er mir gestern Abend eine verpasst hat, als ich ihn darauf ansprach, aber auf der anderen Seite scheint er mit aller Kraft die Augen vor der Wahrheit verschließen zu wollen. Wir müssen wohl abwarten“, gab er ein wenig gekränkt zu. Normalerweise konnte Sly das Verhalten von Anderen recht gut vorhersagen. Doch bei Clay wollte es ihm nicht gelingen.
Helios und Saja hatten sich inzwischen so aufgestellt, dass sie einen festen Stand hatten. Auch Sly begab sich in eine solche Position und ließ sich von seinen Freunden durch ein Nicken bestätigen, dass sie bereit waren.
„Vektorgleiten!“
Unter den Füßen der Dreien bildeten sich Vektoren, die sie, zunächst langsam und dann immer schneller, in Richtung Nordcorel beförderten. Anfangs hatte Sly massive Schwierigkeiten die Geschwindigkeit eines einzelnen Vektors für sich selbst zu kontrollieren. Doch nun konnte er sie alle drei ohne größere Mühen mithilfe seiner Teufelskraft schnell von einem Ort zum Anderen bringen.
Auf diese Weise brauchten sie für die Strecke, die man zu Fuß an einem halben Tag zurücklegte, weniger als eine Stunde.
In der Stadt angekommen gingen sie sofort an Bord ihres Schiffes um sich auszuruhen.
Der folgende Tag verlief für die Drei recht ruhig. Sly war lange damit beschäftigt seiner Freundin zu erklären, was alles zwischen Clay und ihm vorgefallen war. Und noch länger brauchte er, um sie danach wieder zu besänftigen. Von Helios sahen die Beiden an diesem Tag nicht viel. Er verbrachte seine Zeit in einer Meditationspose unter Deck, wobei sich Sly nicht sicher war, ob er wirklich meditierte oder mal wieder bei dem Versuch eingeschlafen war.
Es wurde Nachmittag und von Clay war keine Spur zu sehen. In Sly machte sich langsam der Verdacht breit, dass er nicht kommen würde, doch sie würden warten.
Letztlich wusste er, dass Saja nur geblufft hatte. Selbst wenn Clay erst im letzten Moment auftauchen würde, wäre er nicht zu spät. Sie würden auf keinen Fall noch vor Anbruch der Nacht in See stechen, sondern bis zum nächsten Tag warten.
Doch als die Nacht einbrach und Clay immer noch nicht beim Schiff angekommen war, begruben sie ihre Hoffnung, dass er sie auf ihrer Reise begleiten würde.
Ein wenig enttäuscht gingen alle, mit Ausnahme von Helios, der immer noch „meditierend” in der Ecke unter Deck saß, zu Bett.
Am nächsten Morgen wurden Sly und Saja unsanft von einem lauten Hämmern geweckt. Ziemlich schlecht gelaunt stand Sly auf, um nachzusehen, was da los war.
„Was treibt dieser irre Mönch jetzt schon wieder?“, murmelte er ärgerlich vor sich hin, als er die Tür der Kabine öffnete. Beim Herausgehen erwartete er Helios bei irgendeiner Arbeit vorzufinden.
Als ihm jedoch jemand einen wunderschönen guten Morgen wünschte, war für Sly klar, dass es sich nicht um Helios handeln konnte, der da mit dem Hammer hantierte.
An Deck stand Clay mit einem Grinsen im Gesicht und verkündete, dass er mitkommen würde, wenn es keine Umstände machte.
Es war an jenem kühlen Morgen, an dem Clay Barton seine Heimat verließ um seine Verlobte zu suchen. Keiner der Vier an Bord des kleinen Schiffes konnte zu diesem Zeitpunkt wissen, dass ihr wahres Abenteuer damit erst beginnen sollte.
Letztlich war er zu der einzigen, in seinen Augen logischen, Schlussfolgerung gelangt. Karin hatte ihn verlassen und er hatte sich diese Nummern wegen des Frusts darüber im Rausch selbst zugefügt. Obwohl er wusste, dass es nicht stimmen konnte, war es für Clay einfacher sich selbst zu belügen als sich der unangenehmen Wahrheit zu stellen. Schließlich hatte er erst nach Karins Verschwinden mit dem Trinken angefangen und die Nummern bereits davor entdeckt.
Doch nun konnte er die Augen nicht mehr vor den Fakten verschließen. Das Auftauchen von Sly und seinen Freunden machte ihm deutlich, dass viel mehr hinter dem Verschwinden seiner Verlobten stecken musste, als er auch nur im Ansatz erahnen konnte.
„Und wie soll es nun weiter gehen?“, fragte er die Erstbeste, von hunderten Fragen, die ihm durch den Kopf gingen.
„Das, mein Freund, liegt an dir. Wir werden bald weiterziehen und versuchen, dem Geheimnis hinter den Nummern auf den Grund zu gehen. Du hast die Wahl: Entweder du begleitest uns, du ziehst allein los, oder du bleibst hier und verprügelst den Nächsten, der über deine Verlobte spricht. Es ist deine Entscheidung“, sagte Sly und nahm dabei die Hand von Saja. Auch Helios hatte sich aus seiner Ecke erhoben und sich hinter den Beiden aufgestellt.
Clay starrte vor sich auf den Boden und versuchte die Situation zu begreifen. Es war ihm im Moment alles zu viel. Er erklärte den Anderen, dass er eine solche Entscheidung nicht so einfach aus dem Bauch heraus treffen könne und Bedenkzeit bräuchte.
Es war Saja die sich, im Gegensatz zu den beiden Männern, verständnisvoll zeigte. Sie versicherte Clay, dass sie ihm ein wenig Zeit geben würden um über alles nachzudenken. Jedoch würden sie nicht ewig warten. Er hätte bis zum nächsten Tag am späten Nachmittag Zeit, um sich zu entscheiden. Danach wären sie weg. Wenn er sie begleiten wollte, dann müsste er sich morgen am Hafen in Nordcorel einfinden. Sie würden dort auf ihn warten.
Die Drei verabschiedeten sich ohne auch nur ein weiters Wort über die Angelegenheit zu verlieren. Wieder verließ Sly, diesmal in Begeleitung seiner Freunde, das Haus des Bergarbeiters Clay Barton. Er hatte viele Fragen beantwortet und fast genauso viele aufgeworfen.
Sie verließen Südcorel, nachdem Sly und Helios noch ein paar Flaschen des Stollenfeuerrums in der Bar des alten Julius gekauft hatten.
„Glaubst du, dass er kommen wird?“, wollte Saja wissen, während sie sich außerhalb der Stadt, weit genug von neugierigen Augen entfernt, für ihre etwas ungewöhnliche Art zu reisen bereit machten.
„Das kann ich nicht sagen. Clay ist ein seltsamer Kerl. Auf der einen Seite vermisst er seine Verlobte so sehr, dass er mir gestern Abend eine verpasst hat, als ich ihn darauf ansprach, aber auf der anderen Seite scheint er mit aller Kraft die Augen vor der Wahrheit verschließen zu wollen. Wir müssen wohl abwarten“, gab er ein wenig gekränkt zu. Normalerweise konnte Sly das Verhalten von Anderen recht gut vorhersagen. Doch bei Clay wollte es ihm nicht gelingen.
Helios und Saja hatten sich inzwischen so aufgestellt, dass sie einen festen Stand hatten. Auch Sly begab sich in eine solche Position und ließ sich von seinen Freunden durch ein Nicken bestätigen, dass sie bereit waren.
„Vektorgleiten!“
Unter den Füßen der Dreien bildeten sich Vektoren, die sie, zunächst langsam und dann immer schneller, in Richtung Nordcorel beförderten. Anfangs hatte Sly massive Schwierigkeiten die Geschwindigkeit eines einzelnen Vektors für sich selbst zu kontrollieren. Doch nun konnte er sie alle drei ohne größere Mühen mithilfe seiner Teufelskraft schnell von einem Ort zum Anderen bringen.
Auf diese Weise brauchten sie für die Strecke, die man zu Fuß an einem halben Tag zurücklegte, weniger als eine Stunde.
In der Stadt angekommen gingen sie sofort an Bord ihres Schiffes um sich auszuruhen.
Der folgende Tag verlief für die Drei recht ruhig. Sly war lange damit beschäftigt seiner Freundin zu erklären, was alles zwischen Clay und ihm vorgefallen war. Und noch länger brauchte er, um sie danach wieder zu besänftigen. Von Helios sahen die Beiden an diesem Tag nicht viel. Er verbrachte seine Zeit in einer Meditationspose unter Deck, wobei sich Sly nicht sicher war, ob er wirklich meditierte oder mal wieder bei dem Versuch eingeschlafen war.
Es wurde Nachmittag und von Clay war keine Spur zu sehen. In Sly machte sich langsam der Verdacht breit, dass er nicht kommen würde, doch sie würden warten.
Letztlich wusste er, dass Saja nur geblufft hatte. Selbst wenn Clay erst im letzten Moment auftauchen würde, wäre er nicht zu spät. Sie würden auf keinen Fall noch vor Anbruch der Nacht in See stechen, sondern bis zum nächsten Tag warten.
Doch als die Nacht einbrach und Clay immer noch nicht beim Schiff angekommen war, begruben sie ihre Hoffnung, dass er sie auf ihrer Reise begleiten würde.
Ein wenig enttäuscht gingen alle, mit Ausnahme von Helios, der immer noch „meditierend” in der Ecke unter Deck saß, zu Bett.
Am nächsten Morgen wurden Sly und Saja unsanft von einem lauten Hämmern geweckt. Ziemlich schlecht gelaunt stand Sly auf, um nachzusehen, was da los war.
„Was treibt dieser irre Mönch jetzt schon wieder?“, murmelte er ärgerlich vor sich hin, als er die Tür der Kabine öffnete. Beim Herausgehen erwartete er Helios bei irgendeiner Arbeit vorzufinden.
Als ihm jedoch jemand einen wunderschönen guten Morgen wünschte, war für Sly klar, dass es sich nicht um Helios handeln konnte, der da mit dem Hammer hantierte.
An Deck stand Clay mit einem Grinsen im Gesicht und verkündete, dass er mitkommen würde, wenn es keine Umstände machte.
Es war an jenem kühlen Morgen, an dem Clay Barton seine Heimat verließ um seine Verlobte zu suchen. Keiner der Vier an Bord des kleinen Schiffes konnte zu diesem Zeitpunkt wissen, dass ihr wahres Abenteuer damit erst beginnen sollte.
Kapitel 9: Seltsame Entwicklungen
[Wir verlassen an dieser Stelle Sly und seine Freunde um einen Blick auf Ereignisse zu werfen, die sich einige Wochen vor deren Ankunft auf der Insel Corel, an völlig anderen Orten der Welt zutrugen.]
[Im Marine Hauptquartier]
Großadmiral Sengoku brütete gerade über den morgendlichen Lagemeldungen aus aller Welt. In letzter Zeit hatten sich die Ereignisse überschlagen und es gab berechtigten Grund zur Annahme, dass ihnen ein Krieg mit einem der vier Kaiser, Whitebeard, unmittelbar bevorstand. Vor einer Woche hatte die Marine offiziell bekannt machen lassen, dass Feuerfaust Ace in Namen der Gerechtigkeit exekutiert werden sollte. Seit diesem Zeitpunkt hatte er nur wenig Zeit für seine normalen Pflichten gefunden.
Doch im Moment galten seine Sorgen ausnahmsweise nicht dem bevorstehenden Krieg, sondern der Meldung über die neuesten Kopfgelder. Dem Großadmiral war zum wiederholten Male ein Detail aufgefallen, dem er nun nachgehen wollte. Nur um auf Nummer sicher zu gehen.
Er ließ einen Verbindungsoffizier zu sich kommen. Es dauert nicht lang und der Soldat stand salutierend vor ihm.
„Wo befindet sich Brandnew im Moment?“, wollte er von dem Mann wissen. Der Soldat überlegt kurz, bevor er antwortete.
„Nach meinen Informationen müsste er sich auf den Weg hierher, nach Marineford befinden um im bevorstehenden Krieg zu kämpfen, Sir.“
Sengoku lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verfütterte die Meldung über die Entwicklung der Kopfgelder an seine Ziege. Er fragte sich, warum Brandnew gerade zu solch einem Zeitpunkt das Hauptquartier verlassen hatte.
„Gibt es eine Möglichkeit, ihn zu kontaktieren?“
„Natürlich Sir. Einen Moment bitte“, gab der Soldat zur Antwort.
Er verschwand für einen Moment und kehrte bald darauf mit einem Stück Papier zurück. Er übergab dem Großadmiral die Nummer der Teleschnecke, unter der Brandnew aktuell zu erreichen war. Danach salutierte er und verließ auf Weisung Sengokus den Raum.
Es dauerte nicht lang und Brandnew meldete sich an seiner Teleschnecke.
„Großadmiral Sengoku. Womit kann ich dienen, Sir?“
Dem Buddha war nicht nach belanglosem Geplänkel zumute. Deshalb kam er direkt zur Sache.
„Es geht um die Entwicklung der Kopfgelder, Brandnew. Mir ist da eine Unregelmäßigkeit aufgefallen.“
„Eine Unregelmäßigkeit, Sir?“, fragte Brandnew, der seine Aufgabe immer mit viel Sorgfalt erledigte, erstaunt.
„Ja, eine Unregelmäßigkeit“, gab Sengoku ein wenig verärgert über die Gegenfrage zurück.
„In letzter Zeit werden ungewöhnlich viele Kopfgelder in gleicher Höhe vergeben. Mir liegen Berichte aus allen vier Blues sowie der Grand Line vor, laut deren überall Kopfgelder in Höhe von 10 Millionen Berry auf bisher unbekannte Personen ausgestellt wurden. Was hat es damit auf sich?“
Eine Zeit lang war vom anderen Ende der Leitung nichts zu hören, bis sich Brandnew wieder zu Wort meldete.
„Ich fürchte, dass ich Ihnen darüber keine Auskunft geben kann. Wie sie sicher noch wissen, habe ich meine Aufgabe für die Zeit meines Einsatzes im Marinehauptquartier abgegeben. Folglich bin ich im Moment nicht darüber im Bilde, auf welche Verbrecher Kopfgelder ausgestellt werden.“
Diese Aussage gefiel dem Großadmiral gar nicht.
„An wen wurde das Kommando für die Kopfgeldbefundabteilung übergeben?“, wollte er nach einigem Grübeln wissen.
„An Kapitän Shin Maguro, Sir. Ein fähiger Mann, der der Marine mit vollem Herzen ergeben ist. Er ging mir bisher bei vielen kleineren Verbrechern zur Hand. Ich nehme an, es liegt an seiner mangelnden Erfahrung, dass er immer wieder das gleiche Kopfgeld vergeben hat.“
Wieder herrschte einen Moment lang Ruhe. Brandnew wartete seelenruhig darauf, dass sein Vorgesetzter wieder das Wort ergriff.
„Ist dieser Mann vertrauenswürdig?“
„Natürlich, Sir. Ich habe ihn selbst für diesen Posten ausgewählt. Um sicher zu gehen, dass er all seine Aufgaben pflichtbewusst wahrnimmt, habe ich mich auf den weg zu ihm gemacht. Ich befinde mich im Moment auf dem Rückweg“
„Na gut. Sehen sie zu, dass sie bald wieder hier sind. Das wäre alles Brandnew. Auf Bald.“
„Sir!“
Der Großadmiral ließ sich Brandnews Worte noch einmal durch den Kopf gehen, während er zum Fenster ging und nach draußen blickte. Überall waren die Vorbereitungen für den Krieg mit Whitebeard in vollem Gange.
„Shin Maguro also. Ich sollte diese Sache im Auge behalten“, sagte er zu sich selbst.
Kapitel 10: Du darfst sie nicht ansehen
[An einem unbekannten Ort]
Zwei Männer schleppten den Jungen quer durch den Bedienstetenbereich. Sie wussten, was mit dem Neuen passiert war. Er teilte das Schicksal von Vielen die das Pech hatten, sich nach ihrer Ankunft nicht zuerst mit einigen Leuten unterhalten zu können, die schon länger hier waren.
Es geschah immer wieder das Gleiche, wenn jemand den Herrschaften unerfahren gegenüberstand. Es gab zwei elementare Verhaltensregeln, die man zu beachten hatte, wenn man sich in ihrer Gegenwart aufhielt. Nur leider hatte Niemand die Gelegenheit gehabt, dem Jungen diese Regeln zu erklären.
Als sie die Bedienstetenunterkünfte betraten, kamen augenblicklich zwei junge Frauen herbeigeeilt, um ihnen den Jungen abzunehmen. Die beiden Männer bedankten sich dafür und machten sich sogleich auf um den nächsten armen Teufel abzuholen, der gegen die Grundregeln verstoßen hatte.
Die Frauen legten den Jungen auf einer Liege ab.
Er war völlig verängstigt und hatte höllische Schmerzen. Im Dunkeln taste er nach irgendetwas, das ihm Halt geben konnte. Eine Hand ergriff die Seine. Es war eine der Frauen, die ihn zur Liege gebracht hatten.
„Mach dir keine Sorgen. Wir werden uns um dich kümmern“, versuchte sie ihn zu beruhigen.
„Was ist passiert? Meine Augen… ich kann nichts sehen“, stammelte er verängstigt.
Die Frau drückte seine Hand ein wenig fester.
„Du musst jetzt stark sein. Sie haben dir das Augenlicht genommen. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, könnte sich Wunde entzünden und du könntest sterben. Aber die Behandlung wird ziemlich schmerzhaft sein“, erklärte sie ihm.
Ihre Worte ließen seinen, vom Schock und Schmerz umnebelten Geist, plötzlich wieder klar werden. Er hatte diesen Mann angesehen und danach hatte man ihn weggeschleift. Man hatte ihn in einen abgelegenen Raum gebracht. Von überall waren Schreie zu hören gewesen. Im Raum hatte man ihn auf einen Stuhl gesetzt und Arme sowie Beine daran festgebunden.
Und dann war da die Nadel. Es war das letzte Bild, das er in seinem Leben sehen sollte. Eine rot glühende Nadel, die sich seinem Augapfel unaufhörlich näherte. Alles, woran er sich ab diesem Zeitpunkt erinnern konnte, war Schmerz.
„Warum?“, fragte er in die Richtung gewandt, in der er die Frau vermutete.
„Du darfst sie nicht ansehen. Und auch nicht unaufgefordert ansprechen“, antwortete sie.
„Sie?“
„Die Herrschaften. Wer sie unaufgefordert anspricht, dem wird die Zunge herausgeschnitten. Wer sie ansieht, dem wird das Augenlicht genommen.“
Ein weiterer Bediensteter, der vor seinem Leben hier als Arzt gearbeitet hatte, setzte sich an die Liege.
„Ist er auch einer von den Neuen? Der arme Kerl ist noch so jung“, sagte er zu der Frau.
Im Anschluss beugte er sich zu dem Jungen herunter.
„Ich werde deine Wunden jetzt desinfizieren. Sei stark, denn das wird dir einige Schmerzen bereiten.“
Während der Doktor seiner Arbeit nach ging, gab der Junge nicht einen Mucks von sich. Er lag nur still da und hielt die Hand der Frau fest.
Seine Gedanken wurden nur von einer Frage beherrscht: Wann kommst du mich hohlen, großer Bruder?
[Im Zimmer der Herrschaften]
Ein älterer Bediensteter stand schon seit einer guten Stunde in der Tür, den Blick starr zu Boden gerichtet und wartete darauf, dass man ihn ansprach.
Er kannte die Regeln und wusste auch was mit Einem geschah, wenn man sich nicht daran hielt.
„Was gibt es denn?“
Die herrische Stimme eines Mannes hatte sich an ihn gerichtet.
„Pater Anderson ist hier und bittet in aller Bescheidenheit um einen kurzen Augenblick eurer kostbaren Zeit, Herr.“
Der Bedienstet hörte Schritte auf sich zukommen. Er hütete sich davor seinen Blick zu heben um sehen, was vor sich ging.
„Pater Anderson also. Lass ihn kommen.“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren verbeugte sich der ältere Bedienstete tief und verließ das Zimmer. Eigentlich war ihm auch um einiges lieber, wenn er nicht in der Nähe der Herrschaften sein musste. Doch dieser Anderson war ihm fast genauso unheimlich.
Er hatte eine unheimliche Aura an sich. Seine Augen zeigten niemals auch nur die kleinste Emotion. In früheren Tagen war Pater Anderson nur selten hierhergekommen. Doch in letzter Zeit hatte sich das geändert. Seit dem Tag, an dem die erste von vielen Fuhren mit neuen Bediensteten ankam, waren auch die Besuche von Pater Anderson häufiger geworden. Dem Alten war klar, dass zwischen diesen Ereignissen irgendein Zusammenhang bestehen musste. Doch wie dieser aussah konnte er nicht erkennen. Und eigentlich war es ihm auch lieber, wenn er nicht zu tief in die Belange der Herrschaften verwickelt wurde.
Im Warteraum stand Pater Anderson am Fenster und blickte hinaus auf das weitläufige Grundstück der Herrschaften. Er war es gewohnt lange warten zu müssen, wenn er hier war um eine der Herrschaften zu sehen.
„Pater Anderson, ihr werdet nun empfangen“, sagte der Bedienstete ohne diesmal zu warten, bis er angesprochen wurde.
Anderson wandte sich um. Seine gefühllosen Augen durchbohrten den Bediensteten und ließen ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren ging er auf den Alten zu. Mit ihm hatte der Priester noch nie gesprochen. Er redete nur mit den Herrschaften. Die Beiden gingen wortlos den Gang zum Aufenthaltszimmer der Herrschaften entlang.
Auch diesmal blieben sie in der Tür stehen. Dem Bediensteten schoss jedes Mal der kalte Angstschweiß auf die Stirn, wenn er darauf wartete, dass man sich an ihn wandte. Denn man konnte niemals wissen was geschehen würde, wenn man den Herrschaften gegenüber stand.
Doch dieses Mal sollte ihm nichts geschehen. Der Herr bat Pater Anderson schon nach kurzer Zeit hinein und der Alte durfte gehen. Erleichtert tat dieser, was ihm befohlen wurde.
Als der Bedienstete außerhalb der Hörweite war begann der Herr zu sprechen.
„Und Anderson, wie laufen die Vorbereitungen?“
„Fast abgeschlossen, euer Gnaden.“
Der Herr grinste als er diese Nachrichten hörte.
„Dann können wir bald mit dem Spiel beginnen.“
Zwei Männer schleppten den Jungen quer durch den Bedienstetenbereich. Sie wussten, was mit dem Neuen passiert war. Er teilte das Schicksal von Vielen die das Pech hatten, sich nach ihrer Ankunft nicht zuerst mit einigen Leuten unterhalten zu können, die schon länger hier waren.
Es geschah immer wieder das Gleiche, wenn jemand den Herrschaften unerfahren gegenüberstand. Es gab zwei elementare Verhaltensregeln, die man zu beachten hatte, wenn man sich in ihrer Gegenwart aufhielt. Nur leider hatte Niemand die Gelegenheit gehabt, dem Jungen diese Regeln zu erklären.
Als sie die Bedienstetenunterkünfte betraten, kamen augenblicklich zwei junge Frauen herbeigeeilt, um ihnen den Jungen abzunehmen. Die beiden Männer bedankten sich dafür und machten sich sogleich auf um den nächsten armen Teufel abzuholen, der gegen die Grundregeln verstoßen hatte.
Die Frauen legten den Jungen auf einer Liege ab.
Er war völlig verängstigt und hatte höllische Schmerzen. Im Dunkeln taste er nach irgendetwas, das ihm Halt geben konnte. Eine Hand ergriff die Seine. Es war eine der Frauen, die ihn zur Liege gebracht hatten.
„Mach dir keine Sorgen. Wir werden uns um dich kümmern“, versuchte sie ihn zu beruhigen.
„Was ist passiert? Meine Augen… ich kann nichts sehen“, stammelte er verängstigt.
Die Frau drückte seine Hand ein wenig fester.
„Du musst jetzt stark sein. Sie haben dir das Augenlicht genommen. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, könnte sich Wunde entzünden und du könntest sterben. Aber die Behandlung wird ziemlich schmerzhaft sein“, erklärte sie ihm.
Ihre Worte ließen seinen, vom Schock und Schmerz umnebelten Geist, plötzlich wieder klar werden. Er hatte diesen Mann angesehen und danach hatte man ihn weggeschleift. Man hatte ihn in einen abgelegenen Raum gebracht. Von überall waren Schreie zu hören gewesen. Im Raum hatte man ihn auf einen Stuhl gesetzt und Arme sowie Beine daran festgebunden.
Und dann war da die Nadel. Es war das letzte Bild, das er in seinem Leben sehen sollte. Eine rot glühende Nadel, die sich seinem Augapfel unaufhörlich näherte. Alles, woran er sich ab diesem Zeitpunkt erinnern konnte, war Schmerz.
„Warum?“, fragte er in die Richtung gewandt, in der er die Frau vermutete.
„Du darfst sie nicht ansehen. Und auch nicht unaufgefordert ansprechen“, antwortete sie.
„Sie?“
„Die Herrschaften. Wer sie unaufgefordert anspricht, dem wird die Zunge herausgeschnitten. Wer sie ansieht, dem wird das Augenlicht genommen.“
Ein weiterer Bediensteter, der vor seinem Leben hier als Arzt gearbeitet hatte, setzte sich an die Liege.
„Ist er auch einer von den Neuen? Der arme Kerl ist noch so jung“, sagte er zu der Frau.
Im Anschluss beugte er sich zu dem Jungen herunter.
„Ich werde deine Wunden jetzt desinfizieren. Sei stark, denn das wird dir einige Schmerzen bereiten.“
Während der Doktor seiner Arbeit nach ging, gab der Junge nicht einen Mucks von sich. Er lag nur still da und hielt die Hand der Frau fest.
Seine Gedanken wurden nur von einer Frage beherrscht: Wann kommst du mich hohlen, großer Bruder?
[Im Zimmer der Herrschaften]
Ein älterer Bediensteter stand schon seit einer guten Stunde in der Tür, den Blick starr zu Boden gerichtet und wartete darauf, dass man ihn ansprach.
Er kannte die Regeln und wusste auch was mit Einem geschah, wenn man sich nicht daran hielt.
„Was gibt es denn?“
Die herrische Stimme eines Mannes hatte sich an ihn gerichtet.
„Pater Anderson ist hier und bittet in aller Bescheidenheit um einen kurzen Augenblick eurer kostbaren Zeit, Herr.“
Der Bedienstet hörte Schritte auf sich zukommen. Er hütete sich davor seinen Blick zu heben um sehen, was vor sich ging.
„Pater Anderson also. Lass ihn kommen.“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren verbeugte sich der ältere Bedienstete tief und verließ das Zimmer. Eigentlich war ihm auch um einiges lieber, wenn er nicht in der Nähe der Herrschaften sein musste. Doch dieser Anderson war ihm fast genauso unheimlich.
Er hatte eine unheimliche Aura an sich. Seine Augen zeigten niemals auch nur die kleinste Emotion. In früheren Tagen war Pater Anderson nur selten hierhergekommen. Doch in letzter Zeit hatte sich das geändert. Seit dem Tag, an dem die erste von vielen Fuhren mit neuen Bediensteten ankam, waren auch die Besuche von Pater Anderson häufiger geworden. Dem Alten war klar, dass zwischen diesen Ereignissen irgendein Zusammenhang bestehen musste. Doch wie dieser aussah konnte er nicht erkennen. Und eigentlich war es ihm auch lieber, wenn er nicht zu tief in die Belange der Herrschaften verwickelt wurde.
Im Warteraum stand Pater Anderson am Fenster und blickte hinaus auf das weitläufige Grundstück der Herrschaften. Er war es gewohnt lange warten zu müssen, wenn er hier war um eine der Herrschaften zu sehen.
„Pater Anderson, ihr werdet nun empfangen“, sagte der Bedienstete ohne diesmal zu warten, bis er angesprochen wurde.
Anderson wandte sich um. Seine gefühllosen Augen durchbohrten den Bediensteten und ließen ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren ging er auf den Alten zu. Mit ihm hatte der Priester noch nie gesprochen. Er redete nur mit den Herrschaften. Die Beiden gingen wortlos den Gang zum Aufenthaltszimmer der Herrschaften entlang.
Auch diesmal blieben sie in der Tür stehen. Dem Bediensteten schoss jedes Mal der kalte Angstschweiß auf die Stirn, wenn er darauf wartete, dass man sich an ihn wandte. Denn man konnte niemals wissen was geschehen würde, wenn man den Herrschaften gegenüber stand.
Doch dieses Mal sollte ihm nichts geschehen. Der Herr bat Pater Anderson schon nach kurzer Zeit hinein und der Alte durfte gehen. Erleichtert tat dieser, was ihm befohlen wurde.
Als der Bedienstete außerhalb der Hörweite war begann der Herr zu sprechen.
„Und Anderson, wie laufen die Vorbereitungen?“
„Fast abgeschlossen, euer Gnaden.“
Der Herr grinste als er diese Nachrichten hörte.
„Dann können wir bald mit dem Spiel beginnen.“
Kapitel 11: Clays erster Tag
Clay stand am Abend des ersten Tages seiner Reise an Deck des Schiffes. Er fragte sich, ob er wirklich die richtige Wahl getroffen hatte, als er sich diesen Leuten anschloss. Vor seinem inneren Auge ließ er den Tag noch einmal an sich vorbeiziehen.
Im Gegensatz zu den beiden anderen Männern an Bord des Schiffes war er bereits früh wach gewesen. Er hatte sich daran versucht einige der Schäden am Schiff zu reparieren. In den Mienen hatte er oft kaputte Maschinen und Werkzeuge wieder in Gang gebracht. Also dachte er sich, dass sein handwerkliches Geschick auch hier ganz gut zum Einsatz kommen könnte.
Außer ihm war zu diesem Zeitpunkt nur Saja auf den Beinen. Sie machte sich gerade in der Kombüse zu schaffen, als er zu ihr kam um nach Material und Werkzeug zu fragen. Sie begrüßte ihn fröhlich und lud ihn zunächst auf eine Tasse Kaffee ein.
Auf die Frage, ob sie an Bord fürs Kochen zuständig wäre, erhielt er nur ein herzhaftes Lachen.
„Wenn ich es schaffe Sly aus der Küche fernzuhalten, dann schon“, sagte sie immer noch lachend.
Clay wunderte sich ein wenig darüber, dass ein Mann wie Sly auf dem Schiff fürs Kochen verantwortlich war. Und beim Mittagessen sollte er auch herausfinden, warum Saja versuchte ihn aus der Kombüse fern zu halten. Sly hatte zu seiner Zeit als Dieb immer für sich und seinen Bruder gekocht. Nur leider war er nicht besonders gut darin. Jedoch ließ er es sich nicht nehmen, immer wieder das Essen zuzubereiten. Sehr zum Leidwesen seiner Kameraden.
Saja drückte ihr Bedauern darüber aus, dass es ihr nicht gelungen war ihn vom Kochen abzuhalten. Doch an Bord eines Schiffes musste alles verzehrt werden, egal ob wohlschmeckend oder nicht.
Doch diese Kochangewohnheit war bei Weitem noch nicht das Seltsamste, dass Clay am heutigen Tag an Sly beobachten konnte. Es wirkte schon fast unheimlich, wenn man beobachtete wie er sich mit Helios ‚unterhielt’. Den ganzen Tag hatte er Helios nicht ein Wort sagen gehört, doch trotzdem unterhielt sich Sly ganz normal mit ihm. Es war am frühen Nachmittag gewesen, als er die Beiden dabei beobachtete, wie sie sich über den neuen Kurs stritten.
„Wir kommen doch gerade erst aus Norden. Dort haben wir auch nichts gefunden. Wieso sollten wir wieder dort hinfahren?“, fuhr Sly seinen Freund an.
Helios erwiderte mit wildem Gestikulieren.
„Ich weiß, dass du hier der Navigator bist. Das ist aber kein Grund dafür, dass wir sinnlose Umwege machen, nur weil du dir irgendeinen Schnaps besorgen willst!“
Diesmal sprang Helios auf und fuchtelte eine ganze Zeit lang mit den Armen. Sly saß nur da und wurde immer ruhiger.
„Ist ja gut. Woher sollte ich denn wissen, dass südlich von Corel ein riesiges Riff liegt? Das kann ich doch nicht wissen“, gab Sly resignierend zu, während sich Helios mit einem selbstzufriedenen Grinsen über eine weitere Flasche Stollenfeuerrum hermachte, nebenbei bemerkt die Fünfte an diesem Tag.
Wieder war es Saja, die die Situation aufklärte. Sie erklärte Clay, dass Helios Mönch und Angehöriger des sogenannten Kishin – Ordens wäre. Auf die Frage, warum er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht ein Wort gesagt hatte, erfuhr er von Helios’ Schweigegelübde. Jeder junge Mönch verlebte eine zehnjährige Zeit des absoluten Schweigens, bevor man ihn in die Geheimnisse des Ordens einwies. Man würde auf diese Art den Glauben und die Opferbereitschaft prüfen.
Als Clay jedoch fragte, warum sich Sly dann doch mit ihm zu unterhalten schien, konnte auch Saja keine Antwort liefern. Die Beiden wären schon so gewesen, als sie sie kennenlernte. Und immer wenn Saja Sly danach fragte, wieso er den Mönch trotzdem verstehen konnte, gab dieser immer dieselbe Antwort:
„Ich verstehe ihn eben, keine Ahnung warum.“
Clay konnte sich nur über die beiden Männer an Bord des Schiffes wundern. Doch wenigstens schien Saja ein normaler Mensch zu sein. So dachte er jedenfalls bis zum Abend.
Clay machte gerade eine Pause, als er am Horizont ein Schiff entdeckte, dass sie zu verfolgen schien. Bei genauerem Hinsehen stellte er fest, dass das fremde Schiff eine Totenkopfflagge am Mast hatte und bedrohlich schnell näher kam. Er versuchte die Anderen zu warnen, doch schien keiner so recht an seiner Warnung interessiert zu sein. Sly und Helios studierten gerade eine Seekarte und führten wieder eine ihrer seltsamen Unterhaltungen. Auf Clays Warnung reagierten sie nur gelangweilt. „Jemand wird sich schon darum kümmern“, waren Slys Worte.
Ärgerlich, dass er wohl dieser Jemand sein müsste, ließ er die Beiden wieder allein. Als Clay gerade alle Räume des Schiffes nach einer Kanone absuchte, traf er auf Saja, die ihn verwundert fragte, was denn los sein. Als Clay ihr aufgeregt erzählte, wie ernst die Lage seiner Ansicht nach sei, verfinsterte sich ihr Blick.
„Und Sly wollte sich nicht darum kümmern?“, wollte sie wissen.
Clay verneinte ein wenig misstrauisch diese Frage. Er hatte den Eindruck, dass es Saja mehr störte, das sie sich um die Piraten kümmern musste als deren Anwesenheit selbst. Verärgert suchte sie die Dinge zusammen, die sie angeblich brauchte, um das Problem zu lösen. Sie holte sich ein Fernglas sowie die letzte Flasche Stollenfeuerrum, was Helios nicht gerade zu gefallen schien. Darauf schien es Saja angelegt zu haben, als Strafe für die Tatsache, dass sich keiner der Männer um das Problem kümmern wollte.
Wieder an Deck steckte sie ein paar Stofffetzen in die Flasche und zündete diese an. Clay verstand, dass sie eine Brandbombe gebaut hatte. Doch er fragte sich, was diese nutzen sollte, da das feindliche Schiff noch recht weit entfernt war.
Saja hingegen ließ sich nicht beirren. Sie stand am Heck des Schiffes mit der Brandbombe in der einen, und dem Fernglas in der anderen Hand.
Einen Moment lang stand sie nur so da und beobachtete den Feind durch das Fernglas, bevor sie die Brandbombe einfach über Bord warf. Clay war bestürzt über diese Tat. Auch wenn die Bombe im Moment nicht viel Nutzen hatte, so wäre sie doch später mit Sicherheit recht nützlich gewesen.
Auf die Frage, warum sie das getan hatte, antwortete Saja nur mit einem Nicken in Richtung des Piratenschiffes. Clay verstand zwar nicht, was sie ihm sagen wollte, doch sah er hin. Es dauerte einen Moment, bevor Clay erkannte, dass das Hauptsegel des feindlichen Schiffes lichterloh in Flammen stand.
„Was ist da passiert? Warst du das? Was hast du getan?“, wollte er an Saja gewandt wissen. Doch diese zwinkerte ihm nur zu und ging wieder unter Deck.
Nach diesem Ereignis blieb Clay noch eine ganze Zeit lang am Heck des Schiffes stehen, und dachte nach. Er fragte sich, ob es wirklich eine gute Idee von ihm gewesen war, mit diesen Leuten in See zu stechen. Und außerdem brannte in ihm die Frage, ob wirklich eine Chance bestand, dass er seine Verlobte jemals wieder sehen würde. Und ob diese Leute ihm dabei helfen konnten.
„Keine Angst mein Freund. Wir werden sie finden.“
Clay war so tief in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie Sly neben ihn getreten war. Er erklärte Clay, dass man ihm seine Gedanken an der Nase hätte ablesen können.
„Ich weiß, wie du dich fühlst. Das Gefühl nichts tun zu können um einen Menschen, den man liebt, retten zu können. Die fast schon überwältigende Ohnmacht. Mir ist klar, dass es dir schwer fällt weiterzumachen.
Ich selbst kenne dieses Gefühl auch nur zu gut. Nachdem mein Bruder entführt wurde, bin ich recht lange durch die Gegend gezogen und hab mich besoffen und geprügelt. Eigentlich war ich auch nicht viel anders als du.“
Beim letzten Satz musste Sly lachen.
„Doch als ich auf Helios und dann später auf Saja traf, wurde mir klar, dass ich nicht so allein war, wie es sich anfangs anfühlte. Wir alle teilen ein Schicksal. Und dieser Gedanke hatte irgendwas Beruhigendes. Es war ein gutes Gefühl zu erfahren, dass auch Andere da waren, die denselben Schmerz kannten.“
Sly klopfte ihm noch einmal auf die Schulter und ging dann wieder in die Kombüse. Clay sollte nachkommen, da das Abendessen fertig war. Sie hatten ein kleines Fest zur Begrüßung ihres neuen Kameraden vorbereitet. Sly hatte sogar freiwillig auf das Kochen verzichtet.
Als Clay in der Tür stand und von den Dreien im Inneren freudig begrüßt wurde, begann er zu verstehen was Sly ihm zuvor gesagt hatte.
Er hatte die richtige Entscheidung getroffen.
Im Gegensatz zu den beiden anderen Männern an Bord des Schiffes war er bereits früh wach gewesen. Er hatte sich daran versucht einige der Schäden am Schiff zu reparieren. In den Mienen hatte er oft kaputte Maschinen und Werkzeuge wieder in Gang gebracht. Also dachte er sich, dass sein handwerkliches Geschick auch hier ganz gut zum Einsatz kommen könnte.
Außer ihm war zu diesem Zeitpunkt nur Saja auf den Beinen. Sie machte sich gerade in der Kombüse zu schaffen, als er zu ihr kam um nach Material und Werkzeug zu fragen. Sie begrüßte ihn fröhlich und lud ihn zunächst auf eine Tasse Kaffee ein.
Auf die Frage, ob sie an Bord fürs Kochen zuständig wäre, erhielt er nur ein herzhaftes Lachen.
„Wenn ich es schaffe Sly aus der Küche fernzuhalten, dann schon“, sagte sie immer noch lachend.
Clay wunderte sich ein wenig darüber, dass ein Mann wie Sly auf dem Schiff fürs Kochen verantwortlich war. Und beim Mittagessen sollte er auch herausfinden, warum Saja versuchte ihn aus der Kombüse fern zu halten. Sly hatte zu seiner Zeit als Dieb immer für sich und seinen Bruder gekocht. Nur leider war er nicht besonders gut darin. Jedoch ließ er es sich nicht nehmen, immer wieder das Essen zuzubereiten. Sehr zum Leidwesen seiner Kameraden.
Saja drückte ihr Bedauern darüber aus, dass es ihr nicht gelungen war ihn vom Kochen abzuhalten. Doch an Bord eines Schiffes musste alles verzehrt werden, egal ob wohlschmeckend oder nicht.
Doch diese Kochangewohnheit war bei Weitem noch nicht das Seltsamste, dass Clay am heutigen Tag an Sly beobachten konnte. Es wirkte schon fast unheimlich, wenn man beobachtete wie er sich mit Helios ‚unterhielt’. Den ganzen Tag hatte er Helios nicht ein Wort sagen gehört, doch trotzdem unterhielt sich Sly ganz normal mit ihm. Es war am frühen Nachmittag gewesen, als er die Beiden dabei beobachtete, wie sie sich über den neuen Kurs stritten.
„Wir kommen doch gerade erst aus Norden. Dort haben wir auch nichts gefunden. Wieso sollten wir wieder dort hinfahren?“, fuhr Sly seinen Freund an.
Helios erwiderte mit wildem Gestikulieren.
„Ich weiß, dass du hier der Navigator bist. Das ist aber kein Grund dafür, dass wir sinnlose Umwege machen, nur weil du dir irgendeinen Schnaps besorgen willst!“
Diesmal sprang Helios auf und fuchtelte eine ganze Zeit lang mit den Armen. Sly saß nur da und wurde immer ruhiger.
„Ist ja gut. Woher sollte ich denn wissen, dass südlich von Corel ein riesiges Riff liegt? Das kann ich doch nicht wissen“, gab Sly resignierend zu, während sich Helios mit einem selbstzufriedenen Grinsen über eine weitere Flasche Stollenfeuerrum hermachte, nebenbei bemerkt die Fünfte an diesem Tag.
Wieder war es Saja, die die Situation aufklärte. Sie erklärte Clay, dass Helios Mönch und Angehöriger des sogenannten Kishin – Ordens wäre. Auf die Frage, warum er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht ein Wort gesagt hatte, erfuhr er von Helios’ Schweigegelübde. Jeder junge Mönch verlebte eine zehnjährige Zeit des absoluten Schweigens, bevor man ihn in die Geheimnisse des Ordens einwies. Man würde auf diese Art den Glauben und die Opferbereitschaft prüfen.
Als Clay jedoch fragte, warum sich Sly dann doch mit ihm zu unterhalten schien, konnte auch Saja keine Antwort liefern. Die Beiden wären schon so gewesen, als sie sie kennenlernte. Und immer wenn Saja Sly danach fragte, wieso er den Mönch trotzdem verstehen konnte, gab dieser immer dieselbe Antwort:
„Ich verstehe ihn eben, keine Ahnung warum.“
Clay konnte sich nur über die beiden Männer an Bord des Schiffes wundern. Doch wenigstens schien Saja ein normaler Mensch zu sein. So dachte er jedenfalls bis zum Abend.
Clay machte gerade eine Pause, als er am Horizont ein Schiff entdeckte, dass sie zu verfolgen schien. Bei genauerem Hinsehen stellte er fest, dass das fremde Schiff eine Totenkopfflagge am Mast hatte und bedrohlich schnell näher kam. Er versuchte die Anderen zu warnen, doch schien keiner so recht an seiner Warnung interessiert zu sein. Sly und Helios studierten gerade eine Seekarte und führten wieder eine ihrer seltsamen Unterhaltungen. Auf Clays Warnung reagierten sie nur gelangweilt. „Jemand wird sich schon darum kümmern“, waren Slys Worte.
Ärgerlich, dass er wohl dieser Jemand sein müsste, ließ er die Beiden wieder allein. Als Clay gerade alle Räume des Schiffes nach einer Kanone absuchte, traf er auf Saja, die ihn verwundert fragte, was denn los sein. Als Clay ihr aufgeregt erzählte, wie ernst die Lage seiner Ansicht nach sei, verfinsterte sich ihr Blick.
„Und Sly wollte sich nicht darum kümmern?“, wollte sie wissen.
Clay verneinte ein wenig misstrauisch diese Frage. Er hatte den Eindruck, dass es Saja mehr störte, das sie sich um die Piraten kümmern musste als deren Anwesenheit selbst. Verärgert suchte sie die Dinge zusammen, die sie angeblich brauchte, um das Problem zu lösen. Sie holte sich ein Fernglas sowie die letzte Flasche Stollenfeuerrum, was Helios nicht gerade zu gefallen schien. Darauf schien es Saja angelegt zu haben, als Strafe für die Tatsache, dass sich keiner der Männer um das Problem kümmern wollte.
Wieder an Deck steckte sie ein paar Stofffetzen in die Flasche und zündete diese an. Clay verstand, dass sie eine Brandbombe gebaut hatte. Doch er fragte sich, was diese nutzen sollte, da das feindliche Schiff noch recht weit entfernt war.
Saja hingegen ließ sich nicht beirren. Sie stand am Heck des Schiffes mit der Brandbombe in der einen, und dem Fernglas in der anderen Hand.
Einen Moment lang stand sie nur so da und beobachtete den Feind durch das Fernglas, bevor sie die Brandbombe einfach über Bord warf. Clay war bestürzt über diese Tat. Auch wenn die Bombe im Moment nicht viel Nutzen hatte, so wäre sie doch später mit Sicherheit recht nützlich gewesen.
Auf die Frage, warum sie das getan hatte, antwortete Saja nur mit einem Nicken in Richtung des Piratenschiffes. Clay verstand zwar nicht, was sie ihm sagen wollte, doch sah er hin. Es dauerte einen Moment, bevor Clay erkannte, dass das Hauptsegel des feindlichen Schiffes lichterloh in Flammen stand.
„Was ist da passiert? Warst du das? Was hast du getan?“, wollte er an Saja gewandt wissen. Doch diese zwinkerte ihm nur zu und ging wieder unter Deck.
Nach diesem Ereignis blieb Clay noch eine ganze Zeit lang am Heck des Schiffes stehen, und dachte nach. Er fragte sich, ob es wirklich eine gute Idee von ihm gewesen war, mit diesen Leuten in See zu stechen. Und außerdem brannte in ihm die Frage, ob wirklich eine Chance bestand, dass er seine Verlobte jemals wieder sehen würde. Und ob diese Leute ihm dabei helfen konnten.
„Keine Angst mein Freund. Wir werden sie finden.“
Clay war so tief in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie Sly neben ihn getreten war. Er erklärte Clay, dass man ihm seine Gedanken an der Nase hätte ablesen können.
„Ich weiß, wie du dich fühlst. Das Gefühl nichts tun zu können um einen Menschen, den man liebt, retten zu können. Die fast schon überwältigende Ohnmacht. Mir ist klar, dass es dir schwer fällt weiterzumachen.
Ich selbst kenne dieses Gefühl auch nur zu gut. Nachdem mein Bruder entführt wurde, bin ich recht lange durch die Gegend gezogen und hab mich besoffen und geprügelt. Eigentlich war ich auch nicht viel anders als du.“
Beim letzten Satz musste Sly lachen.
„Doch als ich auf Helios und dann später auf Saja traf, wurde mir klar, dass ich nicht so allein war, wie es sich anfangs anfühlte. Wir alle teilen ein Schicksal. Und dieser Gedanke hatte irgendwas Beruhigendes. Es war ein gutes Gefühl zu erfahren, dass auch Andere da waren, die denselben Schmerz kannten.“
Sly klopfte ihm noch einmal auf die Schulter und ging dann wieder in die Kombüse. Clay sollte nachkommen, da das Abendessen fertig war. Sie hatten ein kleines Fest zur Begrüßung ihres neuen Kameraden vorbereitet. Sly hatte sogar freiwillig auf das Kochen verzichtet.
Als Clay in der Tür stand und von den Dreien im Inneren freudig begrüßt wurde, begann er zu verstehen was Sly ihm zuvor gesagt hatte.
Er hatte die richtige Entscheidung getroffen.
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